Die Bodenpreise hätten sich in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt mehr als verdoppelt, sagt May. Zu den deutschlandweit bekannten Herausforderungen – Baukosten, Bauzinsen, Bürokratie – kommen spezifische Probleme hinzu. „Weil wir eine attraktive Insel sind, ist die Nachfrage nach Zweitwohnungen überdurchschnittlich hoch“, erzählt May und ergänzt: „Das sind in der Regel Menschen, die zahlungskräftig sind.“ Die Folge: „Preisgünstige Wohnungen sind Mangelware.“
Zudem fehle es an altersgerechten Wohnungen. Auch die Umwandlung von Dauerwohnungen in Ferienwohnungen sei ein Problem. Ebenso,dass Arbeitskräfte der Belttunnel-Großbaustellen den Wohnungsmarkt belasteten, erklärt May. Die strukturelle Zusammensetzung der Wohnbebauung auf der Insel verschärft die Lage zusätzlich. Der Anteil an Einfamilienhäusern sei mit mehr als 60 Prozent sehr hoch, erklärt May. Zum Vergleich: Heiligenhafen und Neustadt liegen deutlich unter 50 Prozent.Politik und Verwaltung arbeiten schon seit geraumer Zeit an Lösungen. Wenn geplant wird, heißt es: Ausschluss von Ferien- und Zweitwohnungen sowie Mindestquote für bezahlbaren Wohnraum. Aktuell wird mit drei Baugebieten und gut 500 Wohneinheiten gegengesteuert. In Burg, nördlich der Reiterkoppel, entsteht auf 3,4 Hektar Wohneigentum für Familien, die sich auf dem Wohnungsmarkt nur schwer durchsetzen können.
Vom Einfamilienhaus bis hin zu zwei Mehrfamilienhäusern sind 55 Wohneinheiten vorgesehen. Um die Kosten niedrig zu halten, würden die Grundstücke nicht verkauft, sondern per Erbbaurecht verpachtet, erklärt May. Die Erschließung des Baugebiets hat begonnen. Nur wenige Meter weiter entstehen auf dem ehemaligen Reitsportgelände knapp 280 Wohneinheiten. Schwerpunkte hier: eine altersgerechte Wohnanlage mit bis zu 85 Wohnungen und sozial geförderter Wohnraum in bis zu 92 Einheiten. Voraussichtlich im Herbst werde Baurecht bestehen, sagt May.
Sozialer Wohnungsbau ist auch im Norden von Burg geplant. An der Gorch-Fock-Straße entstehen auf 4,6 Hektar städtischer Fläche hauptsächlich Mehrfamilienhäuser mit Ein- bis Vierzimmer-Wohnungen, dazu voraussichtlich eine Kita und ein Jugendhaus. „Ein kleiner Teil Reihenhausbebauung ist vorgesehen – vermutlich auch über Erbbaurecht“, erklärt May. Mit einem Investor wird über die Entwicklung des Baugebiets gesprochen. Baurecht besteht seit Kurzem an der Mühlenstraße, gegenüber vom Sportplatz. Eine Seniorenresidenz mit 23 Wohneinheiten wird gebaut. Ein Pflegedienst zieht ein und ermöglicht betreutes Wohnen. Der Investor hofft auf einen Baustart im Frühjahr 2026.
Außerhalb von Burg sind im Norden von Landkirchen rund 100 Wohneinheiten geplant – überwiegend Einfamilienhäuser. Langfristig könnte im Ortsteil weiterer Wohnraum südlich des Sportplatzes entstehen. Mehr als 30 Wohnungen, überwiegend als Eigentum, mit 50 bis 160 Quadratmetern inklusive Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sind auf der westlichen Hafenseite in Burgstaaken in der Planung.
Auf der besagten Negativ-Liste des Landes, die erwartungsgemäß Sylt anführt, stehen aus Ostholstein auch Grömitz, Timmendorfer Strand und Heiligenhafen ganz vorne. In den Orten wird an zahlreichen Projekten gearbeitet. In Heiligenhafen sind im vergangenen Jahr 38 Wohnungen für rund 80 Menschen in die Vermietung gegangen, darunter auch Sozialwohnungen. 32 kleine Wohnungen entstehen ab Herbst in einem zweiten Projekt.
Auf 1,5 Hektar sollen in Grömitz an der B501 bei der Tankstelle 120 Wohnungen entstehen, davon 90 Mietwohnungen, die Hälfte gefördert, erzählt Bürgermeister Sebastian Rieke (Freie Wähler). Im Ortsteil Grönwohldshorst ist die Erschließung von 14 Bauplätzen für Einfamilienhäuser ausgeschrieben. Baurecht erwarte man im Spätsommer für die weitere Erschließung eines 3,9-Hektar-Baugebiets an der Beckerkoppel für Ein- bis Mehrfamilienhäuser, erzählt Rieke. Weiter voran geht es mitdem Genossenschaftsmodell für Gewerbetreibende, durch das Grömitz Wohnungen für Mitarbeiter bauen lässt. Mehr als 20 sind bisher an der Oldenburger Straße in Planung.In Timmendorfer Strand sind im Wohncampus Vogelsang seit Ende 2023 insgesamt 88 Wohnungen für Senioren, Mitarbeiter und Familien in der Vermietung. Vier Mehrfamilienhäuser mit 58 Mietwohnungen werden derzeit im Neubaugebiet Blumenkoppel im Ortsteil Niendorf errichtet. Bezugsfertig ist der bezahlbare Wohnraum voraussichtlich Anfang 2026. Das dritte Projekt – ebenfalls bezahlbarer Wohnraum – ist noch in der politischen Abstimmung: 132 neue Wohnungen könnten am Barkholtredder entstehen.