Die Eutiner Stadtvertretung hat das Geld bewilligt. Dazu war ein 1. Nachtragshaushalt erforderlich. „Wir brauchen ihn, obwohl der Haushalt 2025 noch nicht von der Kommunalaufsicht genehmigt worden ist. Das ist ungewöhnlich, aber durchaus möglich. Wir können in Kürze damit rechnen, die Genehmigung zu bekommen”, sagte Bürgermeister Sven Radestock (Grüne).
Der Nachtragshaushalt müsse aber jetzt sein, denn es gebe nicht eingeplante Auszahlungen rund um Freilichttribüne, erläuterte Radestock. „Es geht um kleinere Arbeiten, aber die wichtigsten sind die Stromverkabelung und die Orchestergraben-Überdachung. An der Bestuhlung sind wir noch dran. Wir müssen Gutachten bezahlen“, sagte der Verwaltungschef. Aus dem Vorjahr hat die Stadt dafür zudem noch rund 437.400 Euro zur Verfügung.
Im Sommer 2024, fast mit Eröffnung der neuen Spielstätte der Eutiner Festspiele, waren eklatante Mängel zutage getreten. Die Plane, die den Orchestergraben vor Regen schützen soll, erwies sich als undicht. Schlimmer: Sie war nicht mobil, ein Auf- und Zuziehen innerhalb kürzester Zeit nicht möglich. Die Musiker mussten durchgehend unter der Abdeckung spielen – „wie in einer Frischhaltebox”, zürnte Geschäftsführer Falk Herzog. Er sprach von einem Imageschaden, den die Festspiele dadurch erlitten hätten. Die Konstruktion der Überdachung bezeichnete Herzog als „Fehlplanung” des Architekturbüros.
Weiteres großes Problem: die Stromversorgung der Spielstätte. Der Bedarf war vom Elektroplaner deutlich zu niedrig angesetzt worden. Nur dank eines Notstromaggregats konnte die vergangene Spielzeit gewuppt werden. Vor wenigen Tagen ist eine Trafostation nahe der Opernscheune installiert worden.
Die rund 1950 Stühle sind ebenfalls ein Problemfall. Sie rosten. Etliche mussten schon vor den ersten Aufführungen per Hand stellenweise nachgestrichen werden.
Der Bürgermeister warb nun in der Stadtvertretung: „Die gute Nachricht ist: Wenn Sie den Nachtragshaushalt beschließen, müssen wir uns gar keine Sorgen um die Festspiel-Saison machen.“ Von den 600.000 Euro müssen 325.000 Euro per Kredit beschafft werden. 275.000 Euro sind als Zuschuss vom Bund für den Tribünenneubau aus dem Jahr 2024 übertragen worden. „Wir lassen uns juristisch beraten und machen alle Ansprüche geltend. Alles, was wir an Geld wiederbekommen können, weil etwas falsch geplant oder falsch ausgeführt wurde, holen wir uns zurück“, sagte der Bürgermeister.
Den Optimismus teilte Matthias Rachfahl (CDU) nicht. „Sie sagen das so siegessicher: Wir holen uns die Kohle wieder. So einfach wird das nicht. Das haben die Praxis und die im Hauptausschuss geführten Diskussionen doch gezeigt.“ Detlef Kloth (SPD) argwöhnte, sich Geld mithilfe von Anwälten und Gerichten zurückzuholen, könne sechs bis acht Jahre dauern. „Und dann landet man doch beim Vergleich.“ Auch wenn um die Mängelbeseitigung noch gerungen wird – die Aussichten für die Spielzeit sind vielversprechend: Schon mehr als 25.000 Karten sind verkauft.