Einige schildern ihre Erfahrungen beim Workshop der Wirtschaftsvereinigung Eutin (WVE), der unter dem Titel „Fachkräfte sichern, Zukunft gestalten“ steht. Angela Meyer, Pflegedirektorin im Elisabeth-Krankenhaus, berichtet. „Wir haben uns 2021 auf den Weg gemacht, im Ausland zu akquirieren“, sagt sie.
Das SEK arbeitet mit einem Personalvermittler zusammen. Die Auswahl von Kandidaten, über ihre Einreise bis zur Berufsanerkennung habe sich leider durch die Corona-Lage erheblich verzögert, sagt Angela Meyer.
Sara Ciardulo Kaizer ist im Januar 2023 aus São Paulo nach Eutin gekommen. Die 27-Jährige hat ein fünfjähriges Studium im Bereich Pflege absolviert, mit vielen Praktika. Sie sagt, in ihrer Heimat gebe es viele Bewerber, aber wenig Stellen – das genaue Gegenteil zu Deutschland.
Der jungen Frau fehlte in Brasilien eine Perspektive. Sie möchte beruflich vorankommen. „Und ich will die Welt kennenlernen.“ Als Pflegehilfskraft hat sie im Elisabeth-Krankenhaus angefangen und bereits im September 2023 ihre Berufsanerkennung erhalten. „Das ist in Rekordzeit“, sagt SEK-Sprecherin Jeannine Kloor. Als Pflegefachkraft arbeitet Kaizer jetzt in der Geriatrie. „Für uns ist sie ein Glücksgriff“, sagt Kloor. „Hier will ich bleiben. Hier kann ich Karriere machen“, sagt die Brasilianerin. Ihr Mann, ein Ingenieur, ist ihr nach einem Jahr nach Eutin gefolgt.
Im Februar soll eine weitere brasilianische Pflegekraft in Eutin eintreffen, eine junge Mutter mit Kind. Im Verlauf des Jahres erwartet das Krankenhaus insgesamt acht Frauen und zwei Männer. Die Bewerber haben in Brasilien die Sprachprüfung B2 bestanden. Sie wurden auf Deutschland, Eutin, das Fachkrankenhaus vorbereitet. „Das ist wichtig, ebenso, dass die Entscheidung, im Ausland zu akquirieren, im ganzen Unternehmen mitgetragen wird“, so Meyer. Mit der Ankunft in Deutschland beginnt die Integration.
Das Elisabeth-Krankenhaus hält im ehemaligen Schwesternwohnheim für die neuen Kollegen kleine, komplett eingerichtete Wohnungen bereit. „Das funktioniert jetzt noch. Aber im Laufe des Jahres wird die Unterbringung ein großes Thema werden. Wir müssen Wohnraum in der Gegend finden“, sagt Meyer.
Die Pflegekräfte aus Brasilien haben Mentoren, die sie bei Behördengängen begleiten, ihnen bei der Kontoeröffnung, dem Handyvertrag und vielen anderen Dingen helfen. In der Klinik haben sie auf ihrer Station einen Tandem-Partner.
Die Pflegedirektorin sagt: „Es ist ein schwieriges Feld, tut aber unserem Unternehmen gut. Wenn man diese Menschen gut begleitet, ist es eine Erfolgsgeschichte.“
Die schreibt auch der Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand. „Bei uns arbeiten mittlerweile Menschen aus 36 Nationen“, sagt Geschäftsführer David Depenau. Bei Behörden und Ämtern müssten viele Hürden genommen werden, die Bürokratie sei ein Monster, schilderte er beim WVE-Workshop.
Depenaus Forderung: „Wir müssen Einwanderungsland werden.“ In Deutschland könne der Bedarf an Arbeitskräften nicht gedeckt werden. Die Hotel- und Gastrobranche habe gut gefüllte Auftragsbücher, die Menschen wollten in Urlaub fahren, sagt er. Sein Fazit: „Wir wollen, die Gäste wollen, gebt uns bitte Hände!“
Das Unternehmen Wigger (u.a. Hagebau Markt Eutin und Neumünster) hat über das Jobcenter die Landesunterkunft für Geflüchtete angesprochen. Geschäftsführer Christian Wigger berichtet von einem Speeddating, bei dem sich acht Personen vorgestellt hätten. „Vier sind hängengeblieben. Zwei arbeiten heute bei uns, ein Mann aus Syrien, einer aus dem Jemen.“ Er sagt: „Die Leute müssen in Arbeit kommen.“ Doch das Vorgehen der offiziellen Stellen bringt auch ihn zur Verzweiflung. Wechselnde Zuständigkeiten, plötzliche durch Ämter angeordnete Umverteilung der Geflüchteten, die gern in seinem Unternehmen arbeiten wollten, da werden Menschen in einem bürokratischen Prozess in irgendeine Richtung verkloppt. Das kann doch nicht sein“, schimpft Wigger.
Stefan Dose (Cobobes), Marc Mißling (Stadtwerke Eutin) und Manfred Reinhardt (Reinhardt GmbH), Teilnehmer des WVE-Workshops, schildern ihr Vorgehen bei der Mitarbeitergewinnung. Die Eigendarstellung des Unternehmens, Benefits, Fürsorge, Aufstiegschancen und Wohnraum würden ihrer Ansicht nach dabei wesentliche Rollen spielen.