„Die Verhandlungen mit dem Eigentümer sind auf der Zielgeraden“, sagt Gosch-Regionalleiter Philipp Wichmann. Er hofft auf eine Einigung in den kommenden Wochen. Mit Blick auf die lange Vorgeschichte betont er jedoch: „Noch ist nichts unterschrieben.“
Im Dezember 2024 haben Handwerker im Erdgeschoss Estrich verlegt, vor dem Gebäude stapelten sich einige Paletten mit Baumaterial. Das befeuerte aus dem Stand die Gerüchteküche im Ort, nachzulesen in Kommentaren auf der Social-Media-Plattform Facebook. „Da kommt jetzt zur neuen Saison doch noch Gosch rein“, hieß es, und „Schön, dass es dann nicht mehr leer steht“ – aber auch: „Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.“
Die Zweifel sind nachvollziehbar – wobei Gosch in der Saison 2017 im Vorgänger-Gebäude, in den Räumen des einstigen Café Wizzig, tatsächlich Fischbrötchen und andere Gerichte verkaufte. Diese „Sommer-Lösung“ sollte ein Vorgeschmack auf die neue Dependance sein. Es folgten der Abriss des Altbaus und eineinhalb Jahre Baustopp samt klaffender Baugrube neben dem prominenten Platz vor der Niendorfer Seebrücke.
Ende 2019 erteilte der Kreis Ostholstein die Baugenehmigung für das jetzige Gebäude, womit die Auseinandersetzungen um das Grundstück eine neue Eskalationsstufe erreichten. Denn der damalige Timmendorfer Bürgermeister Robert Wagner (parteilos) hatte zuvor das gemeindliche Einvernehmen für den Bau unterschrieben, obwohl weite Teile der Kommunalpolitik das Projekt für überdimensioniert hielten. Die Bauarbeiten begannen im April 2020. Im Herbst stieg Gosch als künftiger Mieter des Erdgeschosses aus. Wagner wurde im November 2020 abgewählt, der Streit um den Neubau in Niendorf spielte dabei nicht die einzige, aber eine erhebliche Rolle. Mitte 2021 bot der Investor, die Devello AG, das Gebäude für 7,1 Millionen Euro im Internet an, verkaufte es aber offenbar nicht.
Das Erdgeschoss blieb leer, während seit 2022 fünf „Ostsee-Suiten“ – die die Gemeinde einst strikt ablehnte – im „Appartementhaus Strandperle“ genannten Neubau vermietet werden. Sie sind laut Internet-Inserat 37 bis 74 Quadratmeter groß, Urlauber könnten sich dort beispielsweise im Juli für 1140 bis 1700 Euro pro Woche einquartieren. Das Frühjahr 2025 empfiehlt sich nicht unbedingt, denn auf der dazugehörigen Internetseite heißt es: „Vom 9.12.24 bis voraussichtlich 31.3.24 Ausbauarbeiten der Gewerbeeinheit. Es kann zu Beeinträchtigungen kommen.“
2023 schloss die ebenfalls am Niendorfer Balkon gelegene Ostseeräucherei, deren Betreiber jahrzehntelang auch Fischbrötchen zum Mitnehmen verkauften. Dieses norddeutsche Grundnahrungsmittel und weitere Fisch-Gerichte könnten demnächst vielleicht doch Gosch-Mitarbeiter an Niendorfs Seebrückenvorplatz anbieten. „Es wird Zeit, dass das Gebäude bespielt wird“, meint Philipp Wichmann. Bei aller Zurückhaltung lässt er sich doch entlocken, dass eine Eröffnung vielleicht schon zu Ostern, also Ende April 2025, denkbar wäre. Falls die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden, woran diverse Niendorfer und ihre Gäste vermutlich erst dann glauben, wenn sie die fertige Gosch-Filiale sehen.