Der Nahverkehr ist Sache des Landes. Und eben dieses hat die Trasse auf dem Zettel: Aus einer Vorlage des Finanzausschusses des Landes (Ende Februar 2024) geht hervor, dass die Strecke eine von 16 in Schleswig-Holstein ist, die auf lange Sicht wieder in Betrieb genommen werden könnten.
Ostholsteins Kreissprecherin Annika Sommerfeld erklärt dazu: „Die Priorität für die Reaktivierung der Strecke Neustadt-Eutin wird beim Land derzeit niedriger eingestuft als zum Beispiel die der Bahnstrecke Neumünster-Ascheberg.“
Eine Reaktivierung sei, so Sommerfeld, in den kommenden Jahren nicht realistisch. Hinzu komme, dass das Land aufgrund fehlender finanzieller Mittel bereits aktuell Leistungen zurückfahre und einige Züge in Tagesrandlagen gestrichen worden seien.Und Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums, sagt: „Eine Reaktivierung würde einen kompletten Streckenneubau erforderlich machen. Aktuell ist das Vorhaben nicht Teil des Landesweiten Nahverkehrsplans (LNVP), sodass weder eine Planung noch eine Finanzierung für einen Streckenneubau vorgesehen sind.“ Jedoch sei der Abschnitt Teil eines Rahmenvertrags über die Bestandssicherung und Weiterentwicklung von Eisenbahninfrastruktur. Dieser solle zwischen dem Land und der DB Netz AG geschlossen werden.
Die einst 16 Kilometer lange Strecke zwischen Eutin und Neustadt wurde ursprünglich 1866 eröffnet. Haltepunkte gab es in Röbel, Oevelgönne sowie Bujendorf. Der noch in den 1970er-Jahren eingesetzte Regionalzug benötigte damals 19 Minuten, die Regionalbahn 22 Minuten für die Verbindung. Die Gleise wurden bereits vor langer Zeit fast komplett abgebaut. Der Bahndamm ist jedoch noch sichtbar.
Die Neustädter SPD, die das Thema in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht hatte, will vor allem ein Zeichen setzen. Mitglied Jonas Weide hofft, dass der Abschnitt in den LNVP aufgenommen wird. Dieser werde 2027 fortgeschrieben. Er betont, dass dies noch keine Garantie für einen Bau sei.
Sommerfeld berichtet, dass es bereits in den 1980er-Jahren Überlegungen gegeben habe, die stillgelegte Trasse weiter zu nutzen. „Die damalige Kreisnaturschutzbehörde hat sich mit der Jägerschaft und den Landwirten bemüht, die Strecke als biotopvernetzendes Element ‚Lübecker Bucht – Holsteinische Schweiz‘ zu erhalten und um Lebensräume für Fauna und Flora sowie Rückzugsgebiete für das Wild zu schaffen.“ Große Teile des Bahndamms seien gekauft und zum Zweck des Naturschutzes gesichert worden.
Aus Sicht des Kreises gibt es somit zwei Seiten. Naturschutz und Artenvielfalt würden den Ausbau der Strecke verbieten. Doch wäre die Bahnstrecke eine verlässliche Alternative zur Busverbindung und könnte eine Entlastung des Straßenverkehrs sein – und so zum Klimaschutz beitragen.
Die Reaktivierung der Trasse, die derzeit von Wanderern und Radfahrern genutzt wird, gilt aber als teuer. Zudem heißt es vom Kreis, dass die Betriebskosten für den Zugverkehr höher sein dürften als für den Busverkehr. „Beide Kostenpunkte müssten aber im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse dem erwarteten Nutzen für die Menschen in der Region gegenübergestellt werden, um eine Gesamtbewertung der Reaktivierungsmaßnahme vornehmen zu können“, sagt Sommerfeld.