„Die Seeschifffahrt hat sich total gewandelt“, sagt der 77-Jährige. „Längst ist es kein Job mehr, in dem nur Männer dominieren. Inzwischen gibt es viele Frauen, die das große Schiffspatent in der Tasche haben und die vielfältigen Aufgaben an Bord erledigen.“
Apropos erledigen: Heute geht es bei den Schifferbrüdern natürlich nicht mehr um das Ausstellen von Schiffspässen, das Bewachen der Häfen oder die Beratung des Stadtsenats. Auch die Streitigkeiten unter hansischen Seeleuten werden hier nicht mehr ausgetragen. Stattdessen kümmert man sich unter anderem um den Erhalt historischer Häuser.
Die gemeinnützig tätigen Schifferbrüder laden außerdem jährlich Honoratioren aus Lehre und Forschung, der Politik und Kultur, aus Vereinen und Verbänden sowie aus Handel, Wirtschaft und Verkehr, Fischerei, Kirche und den Behörden zum zünftigen Schmaus ein.
Jetzt holt sich die Truppe fachkundige Unterstützung an Bord: Natascha Reyes Gamero, die Tochter Bauers, will bei der Konzeption der Feierlichkeiten helfen. Die 52-Jährige verrät: „Die 625-Jahrfeier wird kein Jubiläum hinter verschlossenen Türen sein“, sagt die international erfahrene Marketing-Expertin. „Ziel soll sein, dass die Lübeckerinnen und Lübeck um die alte Gilde wissen sollen.“
Beim 600-Jährigen war der damalige Bundespräsident Johannes Rau zu Gast. Kommt wieder ein Staatsoberhaupt? „Wir werden sehen“, sagt Kapitän Bauer, der sich den Besuch von Frank-Walter Steinmeier wünscht.
Was er sich auch wünscht, sind neue Mitglieder. „Gerne auch jüngere“, so Bauer. Schließlich gelte es, mit der Zeit zu gehen, und den Fortbestand der einstigen Zunft zu sichern. Wer sich bewerben will, muss unter anderem das große Kapitänspatent besitzen.