70 Güterzüge mit einer Länge von bis zu 835 Metern werden am Tag in Richtung Fehmarnbelttunnel donnern. Am härtesten trifft es Bad Schwartau, wo mehrere Strecken und Verbindungen zusammenkommen: Zu den Güterzügen kommen dort 220 Fahrten im Personennahverkehr und 24 im Fernverkehr, insgesamt 314 Zugdurchfahrten am Tag. Lärmschutzwände und Erschütterungströge sollen die Menschen vor dem schlimmsten Lärm bewahren.
Doch reichen die Pläne aus? Die Verkehrsprognose 2040 des Bundesverkehrsministeriums geht davon aus, dass sich der Verkehr noch stärker auf die Schiene verlegen wird, als bisher angenommen. Ein pauschales Wachstum des Güterverkehrs auf der Schiene um 43 Prozent wird angenommen. Das sorgt jetzt für Unruhe in der Region.
Die Allianz gegen die Feste Fehmarnbeltquerung hat drängende Fragen in einem Papier aufgelistet. „Es könnten 70 bis 80 Prozent mehr Güterzüge werden und da jetzt schon keine Tagräume mehr frei sind, besteht die Gefahr, dass diese alle in der Nacht fahren. Und das gilt für die ganze Region“, malt Bodo Gehrke von der Allianz ein düsteres Bild. Die Hinterlandanbindung und die Autobahn würden die Zentralachse zwischen Mitteleuropa und Skandinavien mit massivem Verkehr. „Dafür sind wir mit den jetzigen Planungen in keinem Abschnitt gerüstet“, prophezeit er und fragt: „Wird die Lärm- und Erschütterungsplanung daran noch angepasst?“
Tatsächlich gelten für die Berechnungen des Lärmschutzes derzeit noch die alten Verkehrsprognosen. Und eine Anpassung an höhere Zugzahlen ist nicht in jedem Fall vorgesehen. „Derzeit sind die rechtlich bindenden Zahlen die von der Verkehrsprognose 2030″, sagt ein Bahn-Sprecher. „Wenn die Zahlen der Verkehrsprognose 2040 final da sind, müssen wir sehen, in welchen Stadien die Planungen sind und wo wir den Lärm- und Erschütterungsschutz noch anpassen müssen.“ Wenn der Planfeststellungsbeschluss in einem Abschnitt schon da sei, könnten Veränderungen allerdings nicht mehr vorgenommen werden.
Es könnte also sein, dass je nachdem, ob der Planfeststellungsbeschluss für einen Abschnitt der Strecke schon vorlag, unterschiedlicher Lärmschutz an ein und derselben Bahntrasse gebaut wird. Das möchten die Kommunen so nicht akzeptieren.
„Es wäre schwierig, wenn wir auf der Trasse abwechselnd unterschiedlichen Lärmschutz haben“, sagt Oldenburgs Bürgermeister Jörg Saba (parteilos). Er setzt auf eine Verständigung mit der Bahn. „Wir wissen ja, was kommt. Allein aus Gleichheitsgrundsätzen wäre es gut, für alle den Lärm- und Erschütterungsschutz auf Grundlage der neuen Prognose umzusetzen, egal ob der Planfeststellungsbeschluss schon vorliegt.“
Ob diese Forderung auf fruchtbaren Boden fällt oder ob durch den Bundestagsbeschluss zu übergesetzlichem Lärmschutz zusätzliche Maßnahmen sogar verpflichtend sind, wird sich beim nächsten Dialogforum zur Festen Fehmarnbeltquerung zeigen. Hochrangige Vertreter der Bahn, der Landesregierung und der Kommunen werden am Donnerstag, 28. November, darüber sprechen. In der Tagesordnung ist auch schon die Möglichkeit angekündigt, sich mit dem Problem an das Bundesverkehrsministerium zu wenden. Dann könnte die Entscheidung in Berlin fallen.