Ganz vorne mit dabei ist die Gemeinde Ahrensbök. Diese nimmt fast sieben Prozent des Kreises Ostholstein ein. Die Wege zwischen den einzelnen Orten sind lang. Es gibt zahlreiche Äcker, Wälder und Wiesen. Bürgermeister Andreas Zimmermann (parteilos) sagt: „Die Fläche ist eine Schwäche, was an den vielen Wegen und der schwachen Besiedelung liegt. Wir wollen diese Schwäche in eine Stärke umwandeln“, sagt er und ergänzt: „Wir haben die Chance, Energiegemeinde zu werden.“
Ahrensbök hat also richtig viel Platz. Platz für Solarparks. Das wissen auch Investoren. Etliche von ihnen haben sich bereits vorgestellt. Sie wollen Geld verdienen. Auch deshalb hat die Gemeinde in 2021 ein Weißflächenkonzept erstellt. Nun ist klar, wo Anlagen zur Energiegewinnung entstehen könnten und wo nicht. „Das Konzept ist unsere Basis. Die benötigen wir“, sagt der Bürgermeister.
Er rechnet damit, dass bis 2026 rund 500 Millionen Euro verbaut werden. Auf fast 550 Hektar sollen 13 Solarparks entstehen. Andreas Zimmermann betont: „Der Eigentümer entscheidet, was aus seinem Boden wird.“ Und die Solarparks sind für Landwirte eine Möglichkeit, sich ein weiteres Standbein aufzubauen – mit Pachteinnahmen.
Zu den Profiteuren zählt auch die Gemeinde Ahrensbök. Zimmermann rechnet mit jährlichen Einnahmen durch die EEG-Umlage in Höhe von einer Million Euro. Hinzu kommt Gewerbesteuer, wobei diese vom Unternehmenssitz der Solarparkbetreiber abhängig ist. „Nach Stand der Dinge werden sich alle hier niederlassen“, sagt Andreas Zimmermann.
Das Geld selbst kann die Gemeinde gut gebrauchen. Aktuell plant die Verwaltung für das Jahr 2025 mit einem Defizit von 2,8 Millionen Euro. Es gibt einen Sanierungsstau. Infrastruktur, Personal, Kitas und Bürokratie müssen finanziert werden.
Zu der Kehrseite der Solarparks gehört, dass zuvor landwirtschaftlich genutzte Flächen für den Anbau von Lebensmitteln verloren gehen. Jedoch bekommen die Böden eine mindestens 30-jährige Ruhepause. „So lange laufen die Pachtverträge. In dieser Zeit werden keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt und keine Nitrate eingeführt“, sagt Zimmermann. Dies führe zu mehr Biodiversität und ermögliche neue Lebensräume für Kleintiere und Insekten.
Neben Ahrensbök setzen auch andere Orte mit viel Fläche auf Solarparks. Kreissprecherin Annika Sommerfeld teilt mit: „Es laufen seit 2023 insgesamt 64 Planverfahren. Davon sind genau die Hälfte Flächennutzungsplanverfahren und die andere Hälfte Bebauungsplanverfahren.“ Zu beachten sei, dass es bei einem ganz geringen Teil der Vorhaben um Windkraft gehe.
Auf Solarkpark-Kurs ist auch das Amt Lensahn. Derzeit werden zehn Freiflächenanlagen parallel geplant. Der Büroleitende Beamte Dirk Bruhse stellt klar: „Grundsätzlich werden seitens der Kommunen immer individuell die Vor- und Nachteile abgewogen.“ Beispielhaft nennt er Schlagworte wie Umweltauswirkungen, Flächenverbrauch, finanzielle Partizipation und eine verringerte Abhängigkeit von begrenzten fossilen Brennstoffen.
Ganz oben im Norden Ostholsteins beschäftigt sich Mandy Cronauge mit der Thematik. Sie arbeitet im Fachbereich Bauen und Häfen der Stadt Fehmarn. Etwa 100 Hektar Land würden derzeit überplant, um den Bau von vier Parks voranzutreiben. Sie sollen zwischen drei und 72 Hektar groß werden und allesamt beiderseits der E 47/B 207 angesiedelt werden. Cronauge betont, dass sich die Anlagen maximal 200 Meter ins Landesinnere erstrecken sollen.
Weiter sagt sie: „Für den Bau von Solarparks spricht die vom Gesetzgeber vorgegebene Priorisierung sämtlicher Vorhaben im Zusammenhang mit der Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien.“ Auf der Negativseite stehe, dass PV-Freiflächenanlagen nicht zwingend zur Verschönerung des Landschaftsbilds beitragen würden.
Zudem könnten weniger Flächen landwirtschaftlich genutzt werden. Wobei Mandy Cronauge darauf hinweist, dass es mit Agri-PV bereits ein System gibt, dass beides ermöglicht.Dabei bilden Solarzellen ein Dach über dem Anbau von Nutzpflanzen. Deutlich schwieriger ist der Bau von Solarparks in den Städten Ostholsteins. Bad Schwartaus Bürgermeisterin Katrin Engeln (parteilos) weist auf die Konkurrenz der Flächennutzung hin. „Potenziell geeignete Flächen sind zum Beispiel für die Landwirtschaft und/oder für Naherholung von Bedeutung.“