Ein Mal im Jahr kämen die Mitarbeiter der Heimaufsicht unangemeldet in jedes Pflegeheim im Kreis, erläutert Jürgen Krüger von der Heimaufsicht. Sie überprüfen die baulichen Gegebenheiten vom Keller bis zum Dach, die personelle Ausstattung, die Pflege, das Konzept, die Arzneimittelversorgung und vieles mehr. Das alles auf Basis des sogenannten Selbstbestimmungsstärkungsgesetzes. Es regele, sagt Krüger, die Pflichten der Heime gegenüber den Bewohnern. Und die Arbeit der Heimaufsicht.
Die Arbeit der Heimaufsicht ruht auf drei Säulen. Der Beratung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen sowie der Heime, der jährliche Regelprüfung und der anlassbezogene Prüfung, etwa nach Beschwerden. In jedem Heim hängt ein Aushang der Heimaufsicht mit deren Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Die Hinweise auf Mängel kommen von mehreren Seiten und über mehrere Wege, etwa persönlich, per SMS oder E-Mail.
„Jeder kann sich an uns wenden, wir gehen jedem Hinweis nach, auch anonymen, und wir sichern Vertraulichkeit zu“, sagt Krüger. Denn manchmal sind es Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter von Heimen, die Mängel anzeigen. Die meisten Beschwerden aber kommen von Angehörigen, andere von Bewohnern. Die überwiegende Anzahl sei begründet. Geht eine Beschwerde ein, machen Nagin oder eine andere Fachkraft aus dem Team der Heimaufsicht einen Ortstermin. „Dekubitus ist immer noch ein Thema“, sagt er. Gemeint sind die Druckgeschwüre, die auch als Wundliegen bezeichnet werden und die sehr tief sein können. Sie gehören laut Nagin immer noch zu den häufigsten Problemen in der Pflege, aber nicht mehr so sehr wie noch vor zehn oder 15 Jahren. „Bei Personalproblemen häufen sich die Hautschäden“, berichtet die Pflegefachkraft von seinen Erfahrungen.
Bestimmten vor einigen Jahren noch Pflegeskandale – zuletztausgelöst durch eine Fernsehsendung in einem Heim in Malente– und Dekubitus-Fälle die Schlagzeilen, ist es ruhiger darum geworden. „Pflegeskandale kommen wellenartig. Wir haben immer Heime, die wir eng begleiten müssen“, sagt Krüger. Zudem gebe es eine Meldepflicht der Heime bei besonderen Vorfällen, etwa bei Gewalttaten, sexuellen Übergriffen, Wasserschäden oder Bränden. „Wir gucken dann, ob der Träger alles richtig macht“, sagt Krüger. Das habe Ameosbei den Bränden in Heiligenhafen erfüllt.Stellen die Mitarbeiter der Heimaufsicht Mängel, welcher Art auch immer, fest, haben sie diverse Instrumente zur Hand. „Pflegemängel wie hygienische Defizite müssen sofort abgestellt werden“, sagt Nagin. Für weniger gravierende Mängel gibt es zunächst eine Frist, bis wann sich etwas geändert haben muss. Passiert das nicht, hat die Heimaufsicht die Möglichkeit, Zwangsgelder oder Bußgelder zu verhängen. Bei all dem, versichert Nagin, versuche die Heimaufsicht, Stütze für die jeweilige Einrichtung zu sein.
Alle zwei Jahre legt die Heimaufsicht einen umfangreichen Tätigkeitsbericht vor. Der jüngste für 2021/2022 ist allerdings nicht sehr aussagekräftig, da die Corona-Beschränkungen keine Regelprüfungen zuließen. Lediglich den schwerwiegendsten Mängeln konnte nachgegangen werden. Corona-Einschränkungen gab es auch für den Bericht von 2019/2020. Im Bericht 2017/2018 verzeichnet die Heimaufsicht häufig eine mangelnde Wohnqualität und einen Sanierungsstau in den Heimen.
Immer ein Thema ist der Fachkräftemangel in den Pflegeheimen. Einige Einrichtungen arbeiteten über längere Zeiträume mit Zeitarbeitern und Freiberuflern. Fehlendes Personal sei bis heute ein Thema, sagt Krüger. „Die Zahl der Heime im Kreis bleibt konstant, der Fachkräftemangel ebenfalls.“ Ein neues Personalbemessungsmodell ermögliche es den Heimen, ihre Strukturen umzustellen. So würden Fachkräfte von einfachen Tätigkeiten entlastet. Wobei die Hilfskräfte nicht unterschätzt werden dürften. „Sie sind wichtig, sie sehen bei der Grundpflege etwaige Verletzungen.“ 50 Prozent der Mitarbeiter müssten allerdings Fachkräfte sein. „Das schaffen manche Heime nicht“, sagt Krüger.Die Heimaufsicht ist für Heimbewohner, Angehörige und Mitarbeiter von Pflegeheimen erreichbar unter der Telefonnummer 045 21/78 81 97 und per E-Mail unter der Adresse heimaufsicht@kreis-oh.de.