Die will nun die Arbeiten in den aktuellen Herbstferien umsetzen. Der Platz wird interimsweise mit neuen Markierungen versehen. 114 000 Euro kostet das Projekt. Die Autos sollen am Mühlentorplatz künftig nur noch einspurig unterwegs sein. An der Kronsforder und der Ratzeburger Allee werden die Busspuren einige Meter vor dem Kreisverkehr mit den Autospuren zusammengeführt. Der Radverkehr soll künftig in einem größeren Abstand zu den Fahrzeugen unterwegs sein. Die Stadt räumt allerdings ein, dass die neue Verkehrsführung die Leistungsfähigkeit des Kreisverkehres herabsetzen werde. Betroffen sei auch der ÖPNV.
Aus der Politik kommt Kritik am Vorgehen der Stadt. Eine Mehrheit des Bauausschusses hatte sich im September gegen diese Umgestaltung ausgesprochen. Insbesondere CDU und SPD empfahlen, andere Möglichkeiten zu prüfen – wie den Bau eines Radweges, der mit Abstand außen um den Mühlentorteller herumgeführt wird. Das Land hatte dem eine Absage erteilt und auf einen Umbau des Platzes in diesem Herbst bestanden. Beim Straßenverkehrsrecht handele es sich um eine Aufgabe zur Erfüllung nach Weisung und nicht um Selbstverwaltungsaufgaben.„Als hätten wir nicht schon genug Stau“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Christopher Lötsch. „Ziel muss es doch sein, einen funktionierenden Verkehrsfluss – für alle Verkehrsteilnehmer, für Auto- und Radfahrer genauso wie für Fußgänger – auf den Hauptverkehrsadern der Stadt zu gewährleisten.“ Seit Jahren habe es die Stadtverwaltung versäumt, den Mühlentorteller so umzubauen, dass alle ihn sicher benutzen können und es zu keinen Staus kommt. „Und nun fällt dem Bürgermeister nur eine Teilsperrung ein?“
„Mit dieser Sperrung von Straßenspuren geht die Stadt den nächsten Schritt in Richtung Verkehrsinfarkt“, sagt FDP-Fraktionschef Thorsten Fürter. „Wie schon zuvor am Berliner Kreisel wird auch hier eine Politik umgesetzt, die den Verkehrsfluss auf den Straßen Lübecks völlig aus den Augen verliert.“ Die Stadtspitze setze auf eine Vergrämung von Menschen, die ein Automobil benutzen müssen. „Das ist im Kern eine Politik gegen die eigenen Bürger.“ Es sei absehbar, dass die Staus länger würden. Dass die von einer großen Mehrheit des Bauausschusses beschlossene Vorgehensweise nicht umgesetzt werde, sei „in der Demokratie ein Problem“.
Grüne und die Fraktion Unabhängige Volt-Partei hatten sich im Bauausschuss für den Umbau ausgesprochen – und dabei auf die gesetzliche Lage und eine mangelhafte Sicherheit des Kreisverkehrs insbesondere für Radfahrer und Fußgänger verwiesen.
„Die Stadt geht mit der interimsweisen Umgestaltung den Forderungen der Straßenverkehrsbehörde LBV.SH nach und begegnet hiermit einem Unfallschwerpunkt“, sagt Kristin Blankenburg, verkehrspolitische Sprecherin der SPD. „Weitere Prüfaufträge können parallel bearbeitet werden und zeigen uns eventuell noch Varianten auf, alle Verkehrswege sicher umzugestalten. Dieses Ziel wollen wir letztendlich alle verfolgen.“
Wie eine dauerhafte Lösung aussehen könnte, ist noch offen. Sie soll im Zuge der Mühlentorbrücken-Sanierung realisiert werden. Die geht frühestens im Herbst 2024 los und wird mehrere Jahre dauern. Allerdings haben sich die Baupolitiker noch nicht festgelegt, welche Sanierungsvariante umgesetzt werden soll.