Lebendiger Lernort: Schulgarten
wird zur Gemüse-Ackerdemie
Projekt der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule – Jugendliche erfahren, woher das Essen kommt.

Eine „Ackerdemie“ gibt es an der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule in Bad Schwartau. Im Schulgarten wird nun frisches Gemüse, Salat und Obst angepflanzt, gepflegt und geerntet.Fotos: Sebastian Prey
Bad Schwartau. Clara und Leonie (beide 12) kennen sich schon gut aus. Ganz selbstbewusst bereiten sie das Beet zum Bepflanzen vor. „Wir graben erst ein kleines Loch, bewässern die Kuhle und warten bis das Wasser versickert ist. Dann setzen wir den kleinen Tomatenstrauch in das Loch, füllen es mit weiterer Erde auf und bewässern es noch einmal“, erklärt Clara. Die beiden Sechstklässlerinnen gehören zur Schulgarten-AG an der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule (ESG) in Bad Schwartau, die ab sofort Teil eines nachhaltigen Bildungsprojekts ist. Mit dem Beitritt zur „Gemüse-Acker­demie“ vom Verein Acker wird der bestehende Schulgarten zu einem lebendigen Lernort. Hier sollen Kinder ganz praktisch erfahren, woher das Essen auf ihren Tellern stammt – mit der eigenen Hand in der Erde und dem Blick für den Kreislauf der Natur.

Unterstützt wird die ESG dabei in den kommenden Jahren von Coaches des Vereins Acker e. V. Die stellen nicht nur gärtnerisches Know-how, sondern auch umfangreiches Lehrmaterial zur Verfügung. Die erste Pflanzaktion war ein voller Erfolg: Gemeinsam mit den Coaches Vera und Nicola sowie Biologielehrerin Maike Ladendorf legte die Schulgarten-AG los – mit Hacke, Schaufel, Gießkanne und großer Begeisterung. „Wir haben schon in der Vergangenheit gut im Schulgarten gearbeitet“, sagt Maike Ladendorf. „Durch die Unterstützung der ‚Gemüseakademie‘ wird es nun aber vielfältiger.“

Entsprechend engagiert ist Emmi bei der jüngsten Gartenarbeit dabei. Gepflanzt werden unterschiedliche Tomatensorten, Zucchini, Mais, Pastinaken, Kohlrabi und verschiedene Salate. „Mir bringt es Spaß, im Garten zu arbeiten. Außerdem schmeckt die eigene Ernte meist besser“, sagt Emmi. „Zu Hause kümmere ich mich mit meiner Mutter hauptsächlich um Erdbeeren.“

ESG-Schulleiterin Stefanie Thieß freut sich über das neue Projekt. „Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler ist groß. Es ist schön zu sehen, wie respektvoll sie mit dem Garten umgehen“, sagt sie. „Vandalismus war bei uns nie ein Thema – im Gegenteil: Der Schulgarten ist ein Ort, der geschätzt wird.“

Ein weiterer Pluspunkt: Die Schülerinnen und Schüler dürfen das selbst geerntete Gemüse teilweise mit nach Hause nehmen. Was nicht mitgenommen wird, findet oft direkt in der Schulküche Verwendung. So entstehen gemeinschaftliche Kochaktionen – inklusive frisch geernteter Zutaten direkt vom eigenen Acker. Damit den Nachwuchsköchinnen und -köchen dabei nicht die Ideen ausgehen, überreichte Coach Vera der Schulgarten-AG ein Gemüse-Kochbuch.

Auch logistische Herausforderungen wurden im Vorfeld gelöst. Ein Problem der Vergangenheit war häufig die fehlende Pflege in den Ferien. „Die Sommerferien sind schon lang“, sagt Schulleiterin Thieß. „Da sind dann viele Pflanzen eingegangen.“ Dank der durchgängigen Ferienbetreuung durch das Team der Offenen Ganztagsschule (OGS) unter der Leitung von Nino Dubanowski vom Kinderschutzbund Ostholstein ist auch dieses Hindernis nun beseitigt. „Wir werden den Garten auch bei der Nachmittagsbetreuung nutzen. Vor den Hausaufgaben noch ein wenig Gartenarbeit – das macht den Kopf frei. Außerdem lernen Kinder am besten in der Praxis“, lobt Dubanowski. Er verspricht, dass die Beete auch in den Ferien zuverlässig betreut werden. Das Projekt sollte also buchstäblich wachsen.

Finanziell wird das Vorhaben von einem starken lokalen Partner unterstützt: Die Schwartauer Werke fördern das Projekt an der ESG über drei Jahre mit insgesamt 18.000 Euro. Unternehmenssprecherin Vanessa Krabiell betont: „Wir unterstützen gerne Projekte in unserer Stadt – insbesondere, wenn sie Kindern den Wert von gesunder Ernährung und Nachhaltigkeit näherbringen.“ SEP
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