Quereinsteiger: Mit 47 Jahren noch zur Polizei
Wettbewerb um Nachwuchskräfte – Schleswig-Holstein bildet erfahrene Quereinsteiger aus.

Maria Schumann (38) und Kasif Özdas (40) haben im August ihre Ausbildung bei der Landespolizei Schleswig-Holstein begonnen.Foto: Lutz Roessler
ostholstein. Nachwuchskräfte finden – das ist bei der Polizei Schleswig-Holstein ein Riesen-Thema. Im Fokus sind auch Frauen und Männer, die mitten im Leben stehen, aber noch einmal eine Ausbildung beginnen wollen. Das Land hat die Altersgrenze in den vergangenen Jahren sukzessive angehoben, gerade noch einmal um fünf Jahre. Seit der Einstellung 1. August 2024 liegt die Höchstaltersgrenze bei 47 Jahren (gehobener Dienst/Studium) beziehungsweise bei 47 Jahren und sechs Monaten (mittlerer Dienst).

Für die diesjährige Ausbildung bei der Polizei haben sich 64 Frauen und Männer beworben, die über 35 Jahre alt sind. Zwölf haben das Auswahlverfahren mit Intelligenztest, Sportprüfung und Diktat bestanden. Zwei von ihnen sind Kasif Özdas (40) – in diesem Jahr der älteste Auszubildende – und Maria Schumann (38). Sie sind nun Anwärter als Polizeiobermeister.

Einen Altersbonus habe es nicht gegeben, die reiferen Jahrgänge mussten mit den jüngeren konkurrieren, versichert Susanne Damlos, stellvertretende Leiterin der Werbe- und Einstellungsstelle in der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin. Die Mitarbeiter dort überlegen sich immer wieder neue Werbeformate, um möglichst viele Bewerber anzusprechen. Etwas ältere, lebenserfahrene Frauen und Männer finden häufig zu ihrem möglichen neuen Arbeitgeber über das Nachwuchswerbeformat „Polizei Inside“. In kleinen Gruppen können sie Dienststellen besichtigen, im Polizeiwagen sitzen oder Einsatzmittel wie Pistole und Handstock halten und ihre Fragen stellen.

„Die Landespolizei Schleswig-Holstein steht wie viele andere Unternehmen in der freien Wirtschaft und dem Öffentlichen Dienst bundesweit im Wettbewerb um die besten Bewerberinnen und Bewerber. Da ist es notwendig, den potenziellen Nachwuchskräften einen direkten Eindruck der Polizeiarbeit zu ermöglichen“, sagt CDU-Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack. Dank „Polizei Inside“ könnten sich Interessierte über den „Job“, das Bewerbungs- und Testverfahren informieren und direkt mit Polizistinnen und Polizisten austauschen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt diese Art der Nachwuchswerbung. „Wie andere Arbeitgeber muss sich die Landespolizei strecken, um Bewerber für freie Plätze zu bekommen“, sagt der GdP-Vorsitzende Torsten Jäger. Menschen im mittleren Lebensalter brächten Erfahrung mit. „Und vielleicht erfüllt sich für manchen noch ein Lebenstraum.“

Über das Nachwuchswerbeformat „Polizei Inside“ finden Menschen zu ihrem neuen Beruf. Es ist in der Corona-Zeit in Eutin kreiert worden. „Wir mussten damals ein Format in kleinem Rahmen finden. Es war erfolgreich, daher haben wir es beibehalten“, sagt Susanne Damlos. In Grüppchen können die Interessenten Polizeistationen und Ausstattung kennenlernen und mit Beamten ins Gespräch kommen. In Eutin wird „Polizei Inside“ am 3. und am 17. September auf der Hubertushöhe angeboten, jeweils von 18 bis 20 Uhr. Der nächste Einstellungstermin ist am 1. August 2025. Die Bewerbung ist jetzt bereits möglich. und BEN
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