Auch bei den Neuerkrankungen wird dieser Trend deutlich: „Wir sehen bei Frauen einen Anstieg von rund 12.000 Neuerkrankungen im Jahr 2000 auf etwa 24.000 im Jahr 2022“, sagt Lübecks Uni-Forscher Prof. Alexander Katalinic. Er leitet das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie auf dem Campus.
Bemerkenswert sei die gegenläufige Entwicklung bei Männern, bemerkt der zweite Vorsitzende des Deutschen Krebsregisters. Zwar erkranken mit etwa 33.000 Fällen noch immer mehr Männer an Lungenkrebs, doch seit dem Jahr 2000 ist hier ein alters bereinigter Rückgang von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen. Es ist absehbar, dass sich die Erkrankungsraten von Männern und Frauen in den kommenden Jahren angleichen werden.
„Wir brauchen endlich ein breites Bewusstsein dafür, dass Lungenkrebs längst keine Männerkrankheit mehr ist“, bewertet Dr. Alice Nennecke, Leiterin des Hamburgischen Krebsregisters diese Entwicklung. Prävention müsse daher stärker auf Frauen, vor allem auf junge Frauen, ausgerichtet werden.
Denn: Während die Sterblichkeit an Brustkrebs dank Fortschritten in Früherkennung und Therapie in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückging, stieg die Lungenkrebssterblichkeit bei Frauen kontinuierlich an. Hauptursache ist nach wie vor das Rauchverhalten. Während Männer schon seit den 1970er-Jahren seltener rauchen, nahm der Tabakkonsum bei Frauen damals zunächst stark zu. Diese Verzögerung zeigt sich nun in den Erkrankungs- und Sterbefällen.
Zwar ist der klassische Zigarettenkonsum seit mehr als 25 Jahren rückläufig, doch wird dieser positive Trend durch den zunehmenden Gebrauch von E-Zigaretten, Shishas und Tabakerhitzern teilweise wieder abgeschwächt. Hinzu kommt, dass für Lungenkrebs bislang keine flächendeckenden, standardisierten Früherkennungsprogramme existieren. Ein bundesweites Lungenkrebs-Screening befinde sich derzeit jedoch in Vorbereitung, so Katalinic. Starten soll es voraussichtlich 2026.