Intelligent (i), analytisch (a), agil (a): Das sind die neuen sogenannten intelligenten Ampeln in Lübeck. Das V in „Viaa“ steht für Verkehrsmanagement. Die Ampeln sollen den Verkehr in Lübeck flüssiger machen. Denn die Daten, die die Geräte sammeln, werden in Echtzeit an einen Verkehrsrechner übermittelt. Erkennt der einen Stau, kann die Ampelschaltung spontan geändert werden.
In Lübeck soll ein zweieinhalbjähriger Test zeigen, ob sich der Verkehr durch die neuen Systeme tatsächlich verbessern lässt. Dafür lässt die Stadt derzeit rund 30 Ampeln aufrüsten: In der Fackenburger Allee stehen die neuen Geräte an den Kreuzungen der Werner-Kock-Straße, der Ziegelstraße und Bei der Lohmühle. Auch an der Eric-Warburg-Brücke wird der Verkehr künftig erfasst.
So weit, so gut: Doch das Sammeln von Daten über den Verkehr in der Hansestadt ruft auch Skeptiker auf den Plan. Auf der Facebook-Seite der Lübecker Nachrichten mutmaßt eine Nutzerin, dass die Sensoren auch Kennzeichen und Fahrzeugtyp erfassen. Auch sollen Fotos von Rotlichtverstößen erstellt werden.
Stimmt das? Ein Blick auf die Website der Herstellerfirma der neuen Sensoren, die österreichische Swarco AG, zeigt: Es gibt tatsächlich Sensoren, die alle diese Daten sammeln können. Selbst Fotos könnten moderne Ampeln knipsen.
In Lübeck aber wird das nach Angaben der Stadtverwaltung nicht gemacht. „Wir erheben hier Daten, ohne die Persönlichkeitsrechte der Menschen zu verletzen“, erklärt Viaa-Projektleiterin Elisabeth Fröhlich. Im Detail heißt das: In der Hansestadt werde nicht einmal ausgewertet, welche Verkehrsteilnehmer auf den Straßen unterwegs sind. Lediglich die Anzahl werde erhoben und an den Verkehrsrechner weitergemeldet. Zugleich erfolge eine Messung der Reisezeiten, erklärt das Presseamt der Hansestadt.
„Hierfür werden keine individuellen Reisezeiten einzelner Verkehrsteilnehmenden, sondern zusammengefasste Durchschnittswerte entlang definierter Strecken bestimmt. Diese Methode ermöglicht, zusätzlich zu den Reisezeiten des motorisierten Verkehrs auch die der Fahrradfahrenden zu ermitteln“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Projekt.
Diese Daten liefen außerdem durch ein hoch sicheres Datennetz, ergänzt Elisabeth Fröhlich. Der Verkehr in der Hansestadt sei ein organisches System, erklärt die Projektleiterin. Probleme an einer Stelle könnten stadtweite Auswirkungen haben. „Deshalb müssen wir wissen, wo die Probleme sind.“ Fröhlich ist überzeugt: „Wir machen hier etwas Gutes für die Stadt Lübeck.“
„Mit einem Gesamtvolumen von rund fünf Millionen Euro, davon 65 Prozent Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr, ist das Projekt Viaa auf zweieinhalb Jahre angelegt“, erklärt das Presseamt. „In dieser Zeit sollen die technischen und organisatorischen Grundlagen geschaffen werden, um den Verkehr in Lübeck künftig intelligent, effizient und nachhaltig zu steuern.“