Die Nobelpreisbibliothek mit mehr als 5000 Bänden und knapp 1000 Exponate des Grafikers, Bildhauers, Malers und Schriftstellers finden Platz im Günter-Grass-Haus in Lübeck, das dafür umgebaut wird. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf hat sich dafür eingesetzt.
1,9 Millionen Euro hat der Bundestag dafür am Donnerstagnachmittag bewilligt. Die Mittel ermöglichen es dem Museum, den umfangreichen Nachlass des Literaturnobelpreisträgers und bildenden Künstlers aus seinem Haus in Behlendorf dauerhaft zu sichern. Diese Objekte werden Bestandteil einer neuen Dauerausstellung, und das Museum wird zu einem barrierefreien und nachhaltigen Erinnerungs-, Forschungs- und Begegnungsort weiterentwickelt.
„Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam diese große Förderung für das Günter-Grass-Haus nach Lübeck holen konnten“, erklärt Tim Klüssendorf. „Sie ist weit mehr als eine finanzielle Unterstützung – sie ist ein deutliches Bekenntnis zur kulturellen Identität unserer Region, zur beeindruckenden Arbeit des Grass-Hauses und zur Zukunftsperspektive eines offenen, modernen und nachhaltigen Museums für alle.“
Um den Nachlass in Lübeck unterzubringen, muss ein Seitenflügel des Grass-Hauses umgebaut und modernisiert werden. Dafür werde ein Großteil der Bundesgelder benötigt, sagt Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Direktor des Grass-Hauses. „Die Entscheidung ist ein starkes Signal für den Erhalt und die Zukunft unseres kulturellen Erbes.“
Besonderes Highlight der Erweiterung ist ein geplantes „Tinten-Café“. Der neue Ausstellungs- und Begegnungsraum entsteht in enger Zusammenarbeit mit der international erfolgreichen Schriftstellerin und Illustratorin Cornelia Funke. Dort sollen künftig ihre Illustrationen, Manuskripte und Inspirationsobjekte gezeigt werden.
Grass und Funke verbinde nicht nur ihre fantastische Literatur, sondern auch ihre Doppelbegabung, sagt Thomsa, das künstlerische Arbeiten in Wort und Bild. Ebenso wie Grass engagiere sich Funke leidenschaftlich für den Schutz von Umwelt und Vielfalt.
Ursprünglich wollte die Lübecker Kulturstiftung das Grass-Haus in Behlendorf im Herzogtum Lauenburg kaufen und dort eine Kulturstätte und ein Bildungshaus einrichten. Die Kosten für Kauf und Modernisierung wurden auf 3,8 Millionen Euro geschätzt. Außerdem wären Betreiberkosten auf die Kulturstiftung zugekommen.
Ende Februar dieses Jahres lehnte die Bürgerschaft das Vorhaben mit 27 zu 18 Stimmen ab. Aus finanziellen Gründen. „Behlendorf wäre etwas Superschönes, aber wir können uns das nicht leisten“, erklärte Christopher Lötsch, Fraktionschef der CDU, damals in der Bürgerschaft. Und dann ergebe es keinen Sinn, wenn die Stadt Verhandlungen führe. „Wir wollen die Notbremse ziehen.“
Die Liegenschaft sei wunderschön, das Konzept des Günter-Grass-Hauses sehr reizvoll, sagte Axel Flasbarth, Co-Fraktionschef der Grünen, in der Februar-Sitzung der Bürgerschaft. „Aber wir wissen jetzt schon: Das Ergebnis werden wir nicht finanzieren können.“ Deswegen sei es verantwortungsvoll, zu diesem Zeitpunkt nein zu sagen.
Das Grass-Haus in Behlendorf werde vom Testamentsvollstrecker an private Interessenten verkauft, erklärte Jörg-Philipp Thomsa auf LN-Anfrage.
Mit einem Teil des Geldes, das der Bundestag freigegeben hat, soll auch das internationale Festjahr zum 100. Geburtstag von Günter Grass im Jahr 2027 finanziert werden.