So will Lübeck das marode Rathaus sanieren
Stahlträger im Foyer müssen ausgetauscht werden – Arbeiten bis 2027.

Das Rathaus hat Statik-Probleme, die beseitigt werden. Teile des Foyers und des Treppenhauses sind abgesperrt.Foto: Helge von Schwartz
Lübeck. Das Lübecker Rathaus hat statische Probleme. Diese hat die Stadtverwaltung durch behelfsmäßige Stützkonstruktionen im Kellergewölbe und im Foyer erst einmal beseitigt. Aber so wie es ist, kann es natürlich nicht bleiben. Deswegen hat die Stadt jetzt die notwendigen Sanierungsschritte eingeleitet.

Teile des Treppenhauses im Rathausfoyer sind hinter hohen Holzwänden verborgen. Wenige Meter weiter tagte jetzt der Lübecker Kulturausschuss. Dort berichtete Arnd Babendererde vom städtischen Gebäudemanagement über die aktuelle Problematik.

Stahlträger vor

140 Jahren eingebaut

Der Ausgangspunkt liegt 140 Jahre zurück. Seinerzeit entschieden sich die Stadtväter, das Rathausfoyer samt Treppenhaus aufwendig umzubauen. Die Lasten der oberen Etagen wurden von Stützen getragen, die nicht mehr exakt auf den Stützen im Kellergewölbe ruhten, sondern versetzt waren. Um das auszugleichen, wurde zwischen Fußboden im Erdgeschoss und Kellergewölbe eine Stahlträgerkonstruktion eingebaut, die das Gewicht abfängt. Die Firma Possehl lieferte diese Stahlträger im Jahr 1887, die Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft montierte sie.

Diese Trägerkonstruktion begann irgendwann zu rosten. Risse im Bodenbelag des Rathausfoyers waren für die Bauverwaltung ein Warnsignal. Die Experten untersuchten den Bereich von unten – der Ratskeller ist derzeit ungenutzt. „Wir haben Hohllagen bemerkt und Probeöffnungen gemacht“, sagte Arnd Babendererde. Dabei wurden die Korrosionsschäden an der Stahlträgerkonstruktion entdeckt.

Kellergewölbe wird

abgestützt

Die Stadt stützte daraufhin sofort das Kellergewölbe ab – mit Hölzern, die zuvor an der Ahorn-Schule verwendet worden waren. „Damit war die Gefahr abgewendet“, sagte Arnd Babendererde. Das war im Frühjahr. Zudem wurde im Erdgeschoss ein temporäres Traggerüst montiert, das die Lasten der Foyerstützen übergangsweise aufnimmt.

Die Hilfskonstruktion soll dafür sorgen, dass die alten Stahlträger lastfrei sind, damit sie ausgetauscht werden können. Was dann kommt, bezeichnet die Stadt als „hochkomplex“. Die neuen Stahlträger, die pro laufendem Meter etwa 250 Kilogramm wiegen, müssen über den Markt angeliefert und ins Gebäude gebracht werden. Das passiert mit schwerem Hubzeug, Panzerrollen, Kettenzügen und Muskelkraft.

Austausch

des Trägersystems

Zunächst wird die südliche Seite des Treppenhausfoyers erneuert. Das soll voraussichtlich bis Ende April 2026 dauern. Anschließend folgt die nördliche Seite. Für den Austausch des Trägersystems müssen angrenzende Bereiche des Rathauses vorübergehend zurückgebaut werden. Dazu zählen die Toilette, die Pförtnerloge und Bereiche der „Börse“. 2027 soll alles fertig sein.

Aus naheliegenden Gründen schränkt die Sanierung die Nutzbarkeit des Rathauses ein. Die Stadtverwaltung will sich bemühen, bereits geplante Veranstaltungen wie Sitzungen, Empfänge oder Führungen zu ermöglichen. „Dennoch kommt es abhängig von Baufortschritt und Schadensbild zu temporären Einschränkungen“, heißt es in einer Mitteilung. Bei allen Maßnahmen werde die denkmalgeschützte Bausubstanz so weit wie möglich geschont. „Eine staubdichte Einhausung schützt Kunstwerke und historische Oberflächen, während die Bauarbeiten voranschreiten.“

„Die Sicherheit unseres historischen Rathauses hat oberste Priorität“, sagte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Die aktuellen Arbeiten sind technisch anspruchsvoll und erfordern höchste Sorgfalt im laufenden Betrieb.“ Was die Arbeiten mutmaßlich kosten, hat die Stadt offen gelassen. Arnd Babendererde sprach im Ausschuss von einer wirtschaftlichen Lösung. „Ich hoffe, dass die neue Konstruktion dann wieder 140 Jahre hält.“ hvs
Druckansicht