„Der Schutz des Stadtwalds hat für uns hohe Priorität“, sagt Umweltsenator Ludger Hinsen (parteilos). „Wenn sich durch eine technische Lösung wie die Waldüberspannung ein deutlich geringerer Eingriff in den Naturraum erreichen lässt, ist das der verantwortungsvollere Weg.“ Die Verwaltung wolle die Energiewende unterstützen, „aber mit größtmöglicher Rücksicht auf Natur- und Eigentumsbelange“, erklärt der Senator.
Aktuell läuft ein Planfeststellungsverfahren zum Neubau der Höchstspannungsfreileitung von Sahms nach Lübeck West. Die Stadtverwaltung schlägt die Prüfung einer Waldüberspannung vor. Diese sieht vor, das Waldgebiet mit höheren Masten zu überbrücken, wodurch die Rodungsfläche deutlich reduziert werden könnte.
Der Netzbetreiber Tennet will diese Überspannungsvariante in das Verfahren einbringen und prüfen, bestätigt Pressereferent Peter Hilffert. Für die Überspannungsvariante seien allerdings deutlich höhere Masten als die bisher geplanten nötig.
Die Stromleitung brauche dann entsprechenden Sicherheitsabstand zu den Baumwipfeln. Bei höheren Masten könnten die freien Sichtachsen auf das Welterbe Altstadt noch ein Thema werden. Die neue Idee wird nächste Woche im Umweltausschuss diskutiert.
Die Hansestadt hatte die Durchschneidung des zehn Hektar großen Bartelsholzes stets abgelehnt und sich für eine nördliche Umgehung des Waldgebiets über landwirtschaftlich genutzte Flächen ausgesprochen. Das hat auch die Bürgerschaft am 24. Juli beschlossen.
Die nördliche Umgehung war auch von Anfang die Forderung des Bündnisses „Lübecker Stadtwald retten“, zu dem sich etliche Initiativen zusammengeschlossen haben. Das Bündnis protestiert seit Monaten mit Transparenten, die im Wald aufgehängt sind, mit Waldspaziergängen, einer Menschenkette und Baumpflanzungen gegen die Tennet-Pläne.
Doch die Nordumgehung ist vom Tisch. Tennet habe technische und wirtschaftliche Gründe dafür angegeben, sagt die Verwaltung. Das bestätigt Pressereferent Hillfert: „Die Nordumgehung ist vor allem planungsrechtlich nicht machbar.“ Der Gesetzgeber habe der Energiewende Vorrang vor öffentlichem Eigentum wie Wald gegeben.