Lübecker Feuerwehr auf unbestimmte Zeit ohne Löschboot
Lieferschwierigkeiten bei neuem Schiff – „Senator Emil Peters“
im Ruhestand – Notfallplan erstellt.

Feuerwehrlöschboot außer Dienst: Die „Senator Emil Peters“ war in den vergangenen Jahren auch zur Eröffnung der Travemünder Woche im Einsatz.Foto: Wolfgang Maxwitat
Lübeck. Jetzt ist es zu spät. Die „Senator Emil Peters“, das Löschboot der Feuerwehr Lübeck, ist nach mehr als 50 Dienstjahren Mitte September außer Dienst gestellt worden. Ein neues Löschboot ist bestellt, die Hansestadt hatte schon 2020 beschlossen, das Boot zu ersetzen. Denn für eine „wasserseitige Gefahrenabwehr der Feuerwehr“ sei ein Löschboot unabdingbar, stellte damals ein Gutachter fest.

Das Problem an dem neuen, 3,2 Millionen teuren Schiff: Es wird einfach nicht geliefert. Im Mai letzten Jahres ging die Verwaltung davon aus, dass das Löschboot im Oktober einsatzbereit ist. Dann hieß es, im Mai 2025 werde es geliefert. Mittlerweile sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel: „Derzeit kann kein konkreter Liefertermin benannt werden.“ Bedeutet im Klartext: Lübeck hat auf absehbare Zeit kein Feuerwehrlöschboot.

Für die Verzögerungen bei der Lieferung kann die Hansestadt nichts. „Das neue Löschboot befindet sich derzeit zur Endfertigung bei der Auftragnehmerwerft in Deutschland“, sagt Nicole Dorel. „Die Verzögerungen sind auf unterschiedliche Gründe wie zum Beispiel die Corona-Krise oder Materialknappheit durch den Ukrainekrieg zurückzuführen. Diese haben die Auftrags- und Lieferketten der Hersteller verschoben.“

Dass es bei Bestellungen von Einsatzfahrzeugen für die Feuerwehr derzeit häufig zu Verzögerungen kommt, bestätigt Mareike Dahms vom Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein. „Insbesondere bei Beschaffungen, die nicht ‚von der Stange‘ sind, ergeben sich bei Planung und Bauprozess regelmäßig Veränderungen, die sich auf die Lieferzeit auswirken“, sagt Dahms. „Und ein Feuerlöschboot gehört eher zu den Exoten bei den Beschaffungen.“

Die „Senator Emil Peters“ solange weiter zu nutzen, bis das neue Löschboot nach Lübeck geliefert wurde, ist offenbar auch keine Option. Im Oktober 2024 hieß es von der Stadtverwaltung, dass die Feuerwehr eine Ausnahmegenehmigung für die „Senator Emil Peters“ anstrebe, damit die wasserseitige Gefahrenabwehr zu keinem Zeitpunkt gefährdet ist.

Jetzt sagt Dorel: „Um für das über 50 Jahre alte Schiff die notwendige behördliche Zulassung aufrechtzuerhalten, sind hohe Auflagen zu erfüllen. Für einen weiteren Betrieb wäre dies mit hohen Kosten verbunden gewesen. Dies stand nun nicht mehr in einem wirtschaftlichen Verhältnis zur erreichbaren Restnutzungsdauer des Schiffes.“

Dass Lübeck nun auf unbestimmte Zeit kein Löschboot zur Verfügung hat, bezeichnet die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft als einen „unschönen Umstand“. „Aus unserer Sicht ist es absolut notwendig, dass eine Hafenstadt wie Lübeck ein modernes Löschboot vorhält“, sagt Timo Schumacher vom Landesverband Schleswig-Holstein. Die Hansestadt habe aber geeignete Maßnahmen getroffen, um die Abwesenheit des Löschbootes so gut es geht zu kompensieren.

Laut Dorel sei die Rettung von Menschen durch mehrere kleinere Rettungsboote der Feuerwehr Lübeck sichergestellt. „In Bezug auf Brände müssen verschiedene zusätzlich alarmierte, landgebundene Einheiten der Feuerwehr, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit nachgeforderten wassergebundenen Rettungseinheiten, den Brandschutz interimsweise übernehmen“, sagt Dorel.

Vom Landesfeuerwehrverband heißt es dazu: „Die Feuerwehr der Hansestadt Lübeck ist grundsätzlich so gut aufgestellt, dass die Brandbekämpfung zu jeder Zeit sichergestellt ist.“ han
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