Verblüffend, wie Komponist John Williams es geschafft hat, dass diese beiden Töne unmittelbar Bilder in unseren Köpfen entstehen lassen und uns ein Schauer über den Rücken läuft. Doch genau das ist die Kunst der Filmmusik, wie Bruno Merse erläutert. Der Dirigent tritt am Samstag und Sonntag, 15. und 16. November, mit seinem Lübecker Kammerorchester (LKO) auf – und widmet sich dabei unter anderem der Filmmusik von Alan Menken zu „Arielle, die Meerjungfrau“ und „Aladdin“.
In der Filmmusik wird mit sogenannten Leitmotiven gearbeitet, sagt Merse. Das sind kurze, wiederkehrende musikalische Elemente, um Charaktere sofort wiederzuerkennen. Also: Tritt ein bestimmter Charakter im Film auf, hat er sozusagen seine eigene Melodie. „Und je nach Stimmungslage wird sie angepasst.“ Lautstärke, Geschwindigkeit und Instrumentalisierung der Stücke rufen also Emotionen hervor. Beim weißen Hai ist es auch so: Je schneller das Zwei-Ton-Motiv gespielt wird, desto näher das Tier – und desto bedrohlicher die Situation.
Deshalb ist es auch wichtig, dass Filmmusik nicht ohne Vorlage geschrieben wird. „Ich muss also erst den Text abwarten und kennen, um dann die Musik darauf schreiben zu können. Ein Brahms oder Mozart musste das zum Beispiel nicht“, sagt der 61-jährige Dirigent und nennt damit den Unterschied zwischen Filmmusik und klassischer Musik.Filmmusik transportiert also nicht nur Bilder, sondern auch Emotionen. So auch bei den Aladdin-Stücken, die Merse mit dem Kammerorchester präsentieren wird: „Wenn der erste Ton gespielt wird, ist jedem sofort klar, wir befinden uns auf einem Basar.“ Das spüren im Übrigen auch diejenigen, die den Film gar nicht kennen, meint der Dirigent, der damit noch etwas anderes beweisen will: Auch wenn jeder Mensch anders aussieht, sich anders kleidet, anders denkt, eines verbindet doch alle: „Jeder Mensch auf der Welt fühlt gleich.“
Daher will er mit seinem Orchester und mit den Aladdin-Stücken auch Vorurteile abbauen. „Es ist ja noch viel mehr als das Flair. Es ist die Öffnung gegenüber anderen Rhythmen, anderen Melodien – und damit auch gegenüber anderen Kulturen“, sagt Merse. „Das Ablehnen anderer Kulturen und Hautfarben ist das, was die Welt nicht zur Ruhe kommen lässt. Nur Akzeptanz bringt uns weiter.“Neben der Musik aus dem Aladdin- und dem Arielle-Film steht aber noch mehr auf dem Programm. Denn die Musiker versuchen, sehr vielfältige Programme zu gestalten. Ebenfalls aufgeführt wird die Suite aus der Filmmusik zu Hamlet, von Dmitri Schostakowitsch – „ein unglaublicher Kontrast. Das finde ich besonders reizvoll“ – sowie Antonín Dvorak, Slawischer Tanz Nr. 8, und Edward Elgar, Cellokonzert e-Moll. Bei der Aufführung des Elgarkonzerts kommt die Kooperation des Orchesters mit der Musikhochschule Lübeck zum Tragen: Solistin ist Masterstudentin Semin Jeon am Cello.
Die Aufführungen: Samstag, 15. November, 19.30 Uhr, Großer Saal der Musikhochschule Lübeck, An der Obertrave 16. Karten gibt es hier nach Kategorie für 14 oder 19 Euro, ermäßigt 8 oder 12 Euro. Sonntag, 16. November,15 Uhr, Atlantic Grand Hotel Travemünde, Kaiserallee 2. Der Eintritt kostet 18 Euro.Karten gibt es jeweils über shop.luebeck-ticket.de, für Travemünde an der Hotelrezeption sowie jeweils Restkarten an der Abendkasse.