Seit Jahren wird das Missverhältnis beklagt. „Ein Frauenanteil von 35 bis 40 Prozent wäre die Regel“, erklärt Elke Sasse. Das Frauenbüro der Hansestadt und weitere Veranstalterinnen wollen in einer landesweiten Veranstaltung am 7. November im Rathaus den Ursachen auf den Grund gehen.
„Zu anders für die Macht?“, lautet der Titel der Veranstaltung, der sich an ein gleichlautendes Buch von Cécile Weidhofer und Tannaz Falaknaz von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft anschließt. Die Autorinnen lesen Passagen aus ihrem Buch, außerdem werden Daten, Fakten und Praxisbeispiele zum Thema Frauen in der Kommunalpolitik aufgezeigt.
Anschließend werden die Kommunalpolitikerinnen Stefanie Fimm (CDU, Lübeck), Heike Grube (SPD, Gemeinde Osdorf) und Karoline Holm (Grüne, Itzehoe) zum Alltag in Kommunalvertretungen interviewt. Die Lübeckerin Stefan Fimm war Anfang dieses Jahres nach eineinhalb Jahren aus der Bürgerschaft ausgeschieden.
„Ein Vollzeitjob und die ehrenamtliche Arbeit in der Bürgerschaft sind nicht zu schaffen“, sagt die 50-jährige Mutter von zwei Kindern, „ich habe den Aufwand total unterschätzt.“ Stundenlange Sitzungen, kurzfristig bereitgestellte und sehr umfangreiche Verwaltungsvorlagen und hohe Summen, über die die 49 Bürgerschaftsmitglieder entscheiden sollen: Für solche Herausforderungen würden ein paar Stunden in der Woche schlicht nicht ausreichen.
Aber das ist es nicht alleine, was Frauen von der Kommunalpolitik abhält. „Die Diskussionskultur in der Bürgerschaft ist gewöhnungsbedürftig“, sagt Stefanie Fimm, „und zu oft geht es nicht um die Sache.“
Selbst wenn Frauen in die Stadtvertretung streben, haben sie Nachteile. Bei der Kommunalwahl 2023 haben sieben Frauen und 18 Männer ihre Mandate direkt gewonnen. Auch dieses Missverhältnis hat eine Erklärung: Parteien besetzen aussichtsreiche Wahlkreise öfter mit Männern als mit Frauen.
Die landesweite Veranstaltung zählt bereits mehr als 70 Anmeldungen. Mehr unter www.luebeck.de/veranstaltungen-frauen-und-politik.