Nach Stuhlklau im Februar: So schützt die Mensa jetzt ihr Inventar
Designer-Stühle bleiben spurlos verschwunden – Studentenwerk kämpft gegen Klau und setzt auf unauffällige Möbel.

Diese Stühle in der Mensa seien jetzt für Diebe uninteressant, versichert jedenfalls die Sprecherin des Studentenwerks Schleswig-Holstein.Foto: Agentur 54°
Lübeck. Klar – die Studierenden sollen sich in der Hochschul-Mensa auf dem gemeinsamen Campus von Uni und TH wohlfühlen. Nach einem stressigen Vormittag im Seminarraum oder einer möglicherweise ermüdenden Vorlesung im Hörsaal kann eine entspannte Mittagspause den Tag wieder gut werden lassen. Dabei sollte man auch gut sitzen. „Natürlich wird auch auf ein angenehmes Ambiente geachtet, aber kostenintensive Design-Möbel zählen nicht zur Ausstattung“, sagt Kerstin Klostermann vom Studentenwerk Schleswig-Holstein.

Die aktuellen Stühle, die jetzt in der Mensa Lübeck stünden, müssten nicht extra gesichert werden, da es sich um „ganz normale, alte und nicht wertvolle Stühle“ handeln würde. „Da sind wir diesmal ganz sicher“, betont sie ausdrücklich. Zum Hintergrund: Im Februar wurden – mutmaßlich in einer konzertierten Aktion – 60 Stühle aus dem Gebäude von Unbekannten entwendet.

Diebeszug nach Rey-Stühlen in Norddeutschland

„Als wir den Stuhl-Klau seinerzeit angezeigt haben, wussten wir nicht, dass es sich um inzwischen wertvolle Designerstühle handelt. Auch die Polizei hat den Gesamtschaden zunächst nur auf 300 Euro geschätzt“, berichtet Klostermann. Erst als durch die Medien-Berichterstattung Bilder von den Stühlen veröffentlicht worden seien, sei herausgekommen, dass das Mobiliar wertvoll war.

Denn:Nicht nur auf dem lübschen Campus waren Sitzmöbel plötzlich verschwunden, sondern auch in Uni-Mensen in Braunschweig und Oldenburg.Bei jedem Diebeszug ging es um sogenannte Rey-Stühle. Ob es sich entsprechend um einen gewerbsmäßig organisierten Diebeszug in Norddeutschland handelte, ist bis heute nicht klar. Die Polizei tappt bisher im Dunkeln.

Zur Erklärung: Bruno Rey war ein Schweizer Designer, der 1971 ein Stuhl-Modell entwarf, das sich zum Klassiker entwickelte und immer mal wieder neu aufgelegt worden ist. „So hatten wir Stühle des Herstellers Kusch und Co, Baujahr 1996, Typ Rey Stuhl 22″, sagt die Sprecherin des Studentenwerks.

Als man damals, vor knapp 30 Jahren, die Sitzgelegenheit angeschafft habe, sei sie einfach „ein robuster, praktischer und günstiger Gebrauchsgegenstand aus der Massenproduktion“ gewesen, stellt Klostermann klar.

In Kleinanzeigen-Portalen ist das Einzelexemplar inzwischen in einer Preisspanne von 230 bis 300 Euro zu finden. Die Ermittler gingen daher nun von einem Schaden im fünfstelligen Bereich aus, sagt Klostermann. Dass auch weiteres Inventar aus den Mensen des Studentenwerks von Interesse ist, muss immer wieder aufs Neue das Küchenpersonal feststellen.

„So wurden uns im letzten Jahr landesweit schätzungsweise insgesamt über 6000 Besteckteile und rund 1500 Geschirrteile gestohlen. Darüber hinaus werden jährlich fast 1500 Weckgläser entwendet. Hier erheben wir aber inzwischen Pfand“, resümiert Klostermann. Unterm Strich entsteht dem Studentenwerk S-H so ein wirtschaftlicher Schaden von zirka 10.000 Euro pro Jahr.

„In der Vergangenheit haben wir bereits mit zwei Kommunikationskampagnen, mit Plakaten, Aufstellern und Social-Media-Beiträgen, versucht, dem Klau entgegenzuwirken. Leider ohne großen Effekt“, sagt die Sprecherin. Das einzige, was helfe, sei das Erheben von Pfand. Sie stellt klar: „Als gemeinnützige Einrichtung arbeiten wir mit begrenzten Mitteln, die zu einem Teil aus Studierendenbeiträgen stammen. Wenn also Geschirr oder Besteck verschwindet, schadet das nicht nur dem Studentenwerk, sondern auch der gesamten Studierendenschaft.“ mho
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