Big Bags reichen nicht mehr: Lübeck rüstet seinen Weihnachtsmarkt auf
Stadt kauft für mehrere Hunderttausend Euro Zufahrtssperren – Konsequenzen
aus dem Anschlag in Magdeburg.

Lübeck. Die schweren Sandsäcke, mit denen der Lübecker Weihnachtsmarkt seit acht Jahren vor Amokfahrten geschützt wird, reichen nicht mehr aus. Für mehrere Hunderttausend Euro schafft die Hansestadt stärkere Zufahrtssperren an. Das hat der Hauptausschuss der Bürgerschaft jetzt in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen.

Die Hansestadt müsse die Bürger vor Amokfahrten oder terroristischen Anschlägen mittels Kraftfahrzeugen schützen, erklärt das städtische Ordnungsamt in einer Vorlage. Die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland erfordere diese Maßnahmen. Weihnachtsmärkte seien wegen der hohen Besucherzahlen potenzielle Anschlagsziele.

Am 20. Dezember 2024 war ein Attentäter ungebremst über den gut besuchten Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast und hatte sechs Menschen getötet und rund 300 Besucher verletzt.

„Es besteht die Sorge, dass Big Bags von Fahrzeugen beiseite geschoben werden können“, erklärt Klaus Puschaddel (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der Tourismusgesellschaft LTM auf LN-Anfrage. Die LTM veranstaltet den Weihnachtsmarkt. „Ich begrüße, dass Lübeck diesen wichtigen Schritt geht, um die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt weiter zu erhöhen“, so Puschaddel.

Um die Gefahrenabwehr zu gewährleisten, müsse die Stadt neben Big Bags auch sogenannte zertifizierte Sperren aufstellen, heißt es in der Vorlage des städtischen Ordnungsamtes. Als Beispiele werden die Modelle Armis One und Oktablock genannt. Armis One sind absenkbare Hindernisse, die schwerere Fahrzeuge stoppen können. Oktablöcke sind versenkbare Poller. Beide Sperren werden von diversen Firmen angeboten.

Die Politiker im Hauptausschuss folgten auch der Empfehlung der Verwaltung, diese Sperren nicht zu mieten, sondern zu kaufen. Das käme langfristig günstiger. Weil alle Ausrichter größerer Veranstaltungen solche Zufahrtssperren kaufen oder mieten müssen, steht Lübeck unter Zeitdruck. Sonst könne es passieren, dass die zertifizierten Zufahrtssperren auf dem Markt nicht mehr zur Verfügung stünden oder die Zeit zum Einbau zu kurz werde. Die Weihnachtsmärkte in Lübeck starten am 24. November.

Seit 2017 schützt die Hansestadt den Weihnachtsmarkt mit riesigen Sandsäcken. Damit reagierte die Hansestadt auf den islamistischen Anschlag am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Attentäter Anis Amri war mit einem Lkw über den Breitscheidplatz gefahren und hatte zwölf Menschen getötet. Fast 170 Besucher wurden verletzt, ein weiteres Opfer starb im Oktober 2021 an den Langzeitfolgen seiner Verletzungen.

Im vergangenen Jahr wurden laut Veranstalter LTM 72 Big Bags aufgestellt, unter anderem am Kohlmarkt bei der Einfahrt in die Breite Straße, beim Motel One in der Einfahrt zum Markt und in den Rippenstraßen zur Einfahrt in die Breite Straße.

Zur aktuellen Gefährdungsbewertung zur Weihnachtszeit kann das Innenministerium in Kiel derzeit noch nichts aussagen. „Die Landespolizei führt eine fortlaufende Erkenntnisgewinnung und Gefahrenanalyse durch“, erklärt ein Sprecher, „die Planungen werden rechtzeitig zu Beginn der ersten Märkte abgeschlossen sein.“

Die Sicherheitsbehörden würden „alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um Veranstaltungen sicher zu gestalten und die Menschen bestmöglich zu schützen“, sagt Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Süttlerin-Waack (CDU), „gleichzeitig dürfen wir jedoch nicht den Eindruck erwecken, es gäbe einen absoluten Schutz – eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren." dor
Druckansicht