Eine Petition soll Lümo retten
Shuttlebus droht das Aus – Lübeckerin startet Aktion – Bereits über 1300 Unterschriften.

Das Lümo vermittelt den Fahrgästen in den Abendstunden und speziell im Dunkeln ein Sicherheitsgefühl.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Nachts am ZOB in Lübeck. Vereinzelt stehen Menschen an den Bussteigen. Sie wollen nach Hause. Aber es fahren nur noch wenige Buslinien. Kein Problem! Einfach ein Lümo rufen – das Lübeck-Mobil. Noch geht das. Ab dem 1. Juli 2026 aber womöglich nicht mehr. Dem beliebten On-Demand-Angebot droht das Aus.

Das On-Demand-Ride-Pooling-Angebot, so die Fachbezeichnung, gibt es seit 2018. Die Lübecker konnten es für flexible Fahrten außerhalb fester Busstrecken und -zeiten nutzen. Offiziell ist es als Forschungsprojekt gelistet. Finanziert wurde das Angebot durch Fördergelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Diese laufen im Sommer 2026 aus. Und dann? Wie geht es mit dem Lümo weiter?

Die Kosten für das Nachtschwärmer-Angebot will die Lübecker Verwaltung nicht übernehmen. In der Versammlung der Bürgerschaft im September rät die Verwaltung in ihrem „Grobkonzept“ zum Kostensparen daher, das Lümo ins Nirwana zu parken.Das nächtliche ÖPNV-Angebot wird dem Rotstift zum Opfer fallen.

Die meisten Unterstützer kommen aus der Hansestadt

Diese Nachricht schockiert eine Lübeckerin ganz besonders: Christina Maier.Sie hat daher eine Petition ins Leben gerufen: „Rettet Lümo – für Sicherheit, Freiheit und Teilhabe in Lübeck!“Sie schreibt an die LN: „Als regelmäßige Nutzerin finde ich: Das darf nicht passieren.“

Am 21. September ist die Petition online gegangen. Schnell zeigt sich, dass Lümo für viele Lübecker wichtig ist. „Innerhalb kurzer Zeit hatten bereits mehr als 600 Menschen unterschrieben und viele persönliche Kommentare hinterlassen“, berichtet Maier. Laut der statistischen Auswertung der Homepage openPetition, auf der die Petition online steht, kommen 70 Prozent der Unterschreibenden aus Lübeck. Aber auch in Süddeutschland findet die Petition Anhänger.

In den Kommentaren zeigt sich, warum das On-Demand-Angebot den Bürgern so wichtig ist. Janina S. schreibt: „Ich nutze das Lümo regelmäßig. Da ich hinterm Tunnel wohne, ist es gerade für mich auch eine weite Strecke, die mit dem Taxi fast unbezahlbar ist.“ Ein Kilometer mit dem Taxi kostet zwischen 2,20 und 2,70 Euro, dazu kommt noch die Grundtaxe von 4,10 Euro. So hat es die Hansestadt Lübeck in ihrer „Stadtverordnung über Beförderungsentgelte für den Gelegenheitsverkehr mit Taxen“ festgelegt.

Im Lümo fühlen
sich Fahrgäste sicher

Wer also mit dem Taxi vom Holstentor nach Schlutup fahren möchte, muss fast 30 Euro bezahlen. Das Lümo kostet dagegen nur ein gültiges ÖPNV-Ticket (Preis für eine Einzelfahrkarte: 3,40 Euro) plus zusätzlich 1 bis 2 Euro (zwischen 20 und 0 Uhr: 2 Euro, ab 0 Uhr: 1 Euro).

Auch das Thema Sicherheit spielt eine entscheidende Rolle. Sabine Fischer argumentiert: „Damit Mütter wie ich ruhiger schlafen können.“ Sie findet es gut, dass ihre Tochter in der Innenstadt ausgehen und feiern und sicher mit dem Lümo nach Hause fahren kann. So sieht es auch Volkert Brammer. Er bringt es in einem Satz auf den Punkt: „Sicherheit in der Nacht für Jung und Alt.“

Würde das Lümo wegfallen, würde sich Claudia Medritzki abgehängt fühlen: „Lümo bedeutet für Lübeck Unabhängigkeit, vor allem am Wochenende. Wenn dieses Projekt wirklich eingestellt wird, ist das echt ’ne große Lücke für uns.“

Viele Unterschreibende sind empört, dass ein Angebot wieder verschwinden könnte, das auch einen Beitrag zur Verkehrswende leisten kann. Angelique Stettner ist eine von ihnen: „Darüber hinaus leistet Lümo einen Beitrag zur Verkehrswende, weil es eine echte Alternative zum Auto bietet.“ Verschwinde das Lümo-Angebot, sei das ein „Rückschritt bei der dringend benötigten Verkehrswende“, schreibt Marek Jüchter in den Kommentaren der Petition.

Praxistest in Hannover
zeigt Potenzial

Unrecht haben beide damit nicht. Eine Untersuchung der Begleitforschung „Nachhaltige Mobilität“ der Bundesregierung hat in einem Praxistest in Hannover ein On-Demand-Angebot namens Sprinti untersucht. Das Ergebnis: „Verschiedene Zielgruppen, darunter jüngere Menschen, Pendelnde und Personen in Ausbildung, profitieren von den verbesserten Mobilitätsoptionen. Die hohe Zufriedenheit der Fahrgäste mit dem Angebot deutet darauf hin, dass Sprinti eine attraktive Alternative zum privaten Pkw darstellt.“

Mit einer wachsenden Flotte von 120 Fahrzeugen werde Sprinti zu einer tragenden Säule der Mobilität in der Region Hannover", heißt es weiter. Sprinti könne „langfristig zu einem Rückgang des privaten Autoverkehrs beitragen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen ein großes Potenzial für diese Entwicklung.“

Viele Lübecker wünschen sich, dass Lümo weiterfahren wird. Auch Petitionsunterzeichner Klaus Peter Fischer: „Es macht Sinn. Hoffentlich ist Geld dafür da. Hochachtungsvoll.“

Per Stand 13. Oktober steuert die Petition bereits auf 1800 Unterschriften zu. Wenn 1900 Unterschriften zusammengekommen sind, kann die Homepage openPetition eine Stellungnahme der zuständigen Entscheidungsträger einfordern. Gerichtet ist die Petition an Bürgermeister Jan Lindenau. kst
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