„Ich möchte einfach, dass die Innenstadt sauber bleibt“, sagt Karl-Heinz Brenner, Innenstadt-Bewohner und CDU-Mitglied. „Das hat ja auch etwas mit Lebensqualität zu tun.“
Aber das, was Brenner zwischen und auf den Altglas- sowie Altpapiercontainern im Pergamentmachergang vorfand und immer noch findet, hat mit einem sauberen Stadtbild nichts zu tun. „Es hat schrecklich ausgesehen. Verpackungen, Essensreste, alles Mögliche an Müll und auch menschliche Exkremente habe ich hier schon gesehen“, sagt Brenner, der schon Dutzende Meldungen bei den Entsorgungsbetrieben Lübeck (EBL) wegen illegaler Müllhalden gemacht hat. Er weiß: „Das ist nicht nur hier so. In der Innenstadt gibt es viele Orte, an denen sich illegale Müllhalden bilden.“
Einmal hat der 60-Jährige sein Herz in die Hand genommen, Handschuhe angezogen und einen Haufen Müll durchsucht, um Hinweise auf die illegalen Müllentsorger zu bekommen. „Da war alles dabei“, sagt Brenner. „Einiges hat eindeutig auf Gastronomiebetriebe hingedeutet. Aber auch Handyläden und andere Gewerbetreibende hatten dort ihren Müll entsorgt. Das ging bis zu Geschäften, die am Burgfeld ansässig sind.“
Den Entsorgungsbetrieben Lübeck (EBL) ist das Problem illegaler Müllhalden in Lübeck bekannt. „Die Wertstoffcontainerplätze werden neben der turnusmäßigen Leerung unserer Container regelmäßig und bei Bedarf auch kurzfristig immer wieder durch die EBL gereinigt“, sagt EBL-Sprecher Mirko Wetter: „Wir tun, was wir können, um unser Stadtbild sauber zu halten.“
Die EBL beobachten eine sinkende Hemmschwelle, Abfälle achtlos im öffentlichen Raum zu entsorgen. Hinzu komme ein gestiegenes Konsumverhalten.
„Gastronomiebetriebe haben als Gewerbe besondere Bedingungen der Abfallentsorgung nach der Gewerbeabfallverordnung zu erfüllen“, sagt Wetter. Er könne aber nicht bestätigen, dass Gastrobetriebe ihren Müll systematisch illegal entsorgen.
„Es ist nicht einfach, Verursacher zu überführen. Und die EBL können keine Ordnungsgelder verhängen“, sagt Wetter. Und fügt hinzu: „Illegale Müllablagerung ist kein Kavaliersdelikt. Sie belastet Umwelt, Stadtbild und letztlich uns alle. Die Entsorgungskosten müssen von der Allgemeinheit getragen werden. Was absolut unnötig ist, denn die EBL bieten zahlreiche legale Wege der Abfallentsorgung an.“
Doch entweder wissen das die Müll-Ferkel nicht oder es ist ihnen schlicht egal. Bei der Polizei wurden im Sommer 2023 gleich neun Anzeigen wegen illegaler Müllentsorgung erstattet. Auch dem Ordnungsamt sind die vielen Müllhalden im Stadtgebiet bekannt. „In einem Fall konnte ein möglicher Verursacher ermittelt werden“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Noch zeigen solche Enttarnungen aber keinerlei erzieherischen Erfolge. Karl-Heinz Brenner hat jetzt eine Idee, wie die Innenstadt sauberer bleiben könnte. „In Hamburg gibt es sogenannte ‚Waste Watcher‘, die auf Bürger zugehen und erklären, wie man Müll richtig entsorgt. Die können, glaube ich, auch Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten“, sagt Brenner. „Das wäre doch vielleicht auch eine Idee für Lübeck.“