Derzeit arbeitet das Gebäudemanagement einen Notfallplan ab, um die Verkehrssicherheit der Objekte sicherzustellen. Andere Vorhaben wie die Sanierung von Schultoiletten wurden dafür zurückgestellt. Dem Bauausschuss hat die Verwaltung eine aktuelle Bestandsaufnahme vorgelegt.
Beispiel Sporthallen: An drei Schulen mussten die Bauwerke gesperrt werden, weil die Dachkonstruktionen nicht mehr sicher waren. An sechs weiteren Turnhallen musste die Stadt wegen statischer Schäden sofortige Instandsetzungsarbeiten umsetzen, die kurzfristige Einschränkungen notwendig machten. „Weitere Schließungen oder Sperrungen können nicht ausgeschlossen werden beziehungsweise sind zu erwarten“, schreibt die Stadtverwaltung.
Im Rathaus gibt es Mängel an den Stahlträgerkonstruktionen, die das Erd- und Obergeschoss des Rathausfoyers tragen. Am Theater Lübeck drohen Teile der Dacheindeckung hinabzustürzen.
An vielen Standorten sieht die Stadt Mängel beim Brandschutz. Dazu zählen unter anderem defekte Brandschutztüren oder ungeeignete Rettungswege. So müsse an der Gewerbeschule II durch Sofortmaßnahmen eine Teilsperrung abgewendet werden. Als weitere Notwendigkeiten nennt der Bericht Personenzahlbegrenzungen für bestimmte Räume an der Emanuel-Geibel-Schule und der Oberschule zum Dom.
Zudem hat die Stadt an 21 Schul-Standorten die technischen Anlagen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Sie haben das Ende ihres Lebenszyklus zum Teil deutlich überschritten. Dringender Handlungsbedarf wird vor allem in der Schule am Meer, der Schule Roter Hahn sowie der Heinrich-Mann-Schule gesehen.
Gegenwärtig könne das Gebäudemanagement seiner rechtlichen Verpflichtung nicht ordnungsgemäß gerecht werden, schreibt die Stadtverwaltung. „Die Mitarbeitenden im Bereich stehen unter enormem Druck, diese Notlage zu bewältigen. Die Ausfallzeiten wegen Krankheit nehmen zu, und auch Kündigungen der Beschäftigten, aus Angst der Verantwortung nicht mehr gerecht zu werden, sind Realität.“ Notwendig sei eine organisatorische Neuausrichtung des GMHL.
Diese ist bereits angestoßen worden. Berater des Unternehmen Drees & Sommer SE haben schwerpunktmäßig das technische Gebäudemanagement unter die Lupe genommen. Ergebnisse ihrer Untersuchung haben die Experten jetzt im Bauausschuss vorgestellt.
Unzureichende finanzielle Mittel, fehlende digitale Systeme, eine fehlende Anpassung des Personalbedarfs an die erforderlichen Aufgaben sowie unklare Rollen und Verantwortlichkeiten – das sind einige der Probleme, die die externen Gutachter benennen. Sie empfehlen, das technische Gebäudemanagement komplett neu aufzustellen.
Die Strukturen sollen effizienter, die Abläufe digitaler werden. Zwei Beispiele: In einem ersten Schritt soll es eine digitale Bestandsaufnahme der Gebäude geben. Zudem ist ein Ticketsystem geplant, mit dem die Nutzer ihre Anliegen melden. Diese sollen dann strukturiert abgearbeitet werden.
Die Analyse hat die aktuelle Personalausstattung des Gebäudemanagements mit Leitfäden von Verbänden und mit Organisationsstrukturen in anderen Kommunen verglichen. Das Ergebnis: Lübeck ist bei der Zahl der Hausmeister überrepräsentiert, dafür fehlen Technische Objektmanager sowie Haustechniker.
Für die Personalentwicklung legten die Experten von Drees & Sommer SE einen Fahrplan bis 2029 vor. Dieser sieht Neueinstellungen vor, berechnet aber auch den Wegfall von Stellen zum Beispiel durch Eintritte in den Ruhestand ein. Unterm Strich bleibt ein Zuwachs von 25 Vollzeitstellen.
„Die Situation ist schwierig“, sagte der Chef des GMHL im Bauausschuss. Die vorgeschlagene Reform sei ein probates Mittel. „So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen“, machten auch die externen Experten klar.
Die Stadt will die Neuausrichtung ab kommendem Jahr schrittweise umsetzen. Erste kleinere Maßnahmen wie die Anpassung von Entscheidungswegen sowie die Schaffung von internen Informationsstrukturen befänden sich bereits in Bearbeitung, heißt es in dem Bericht. Bauausschuss und Hauptausschuss haben das Thema vertagt.
Der Stellenzuwachs könnte noch zu Debatten in der Lübecker Bürgerschaft führen. CDU, Grüne und FDP stehen einem Stellenaufbau in der Stadtverwaltung kritisch gegenüber. „Neue Stellen dürfen nur noch entstehen, wenn zugleich in anderen Bereichen Stellen eingespart werden“,hatte der CDU-Kreisvorsitzende Hermann Junghans gerade erst deutlich gemacht.