Silvester-Krawalle: Polizei
ermittelt sieben Tatverdächtige
Videos zeigen Ausschreitung – Aufnahmen halfen bei Identifizierung – Kommt jetzt ein Böllerverbot?

Ein Feuerwehrmann steht in der Silvesternacht von 2023 auf 2024 vor einem brennenden Müllcontainer im Behaimring. Im Folgejahr sah es genauso aus.Fotos: Holger Kröger
Lübeck. Zwei Jahre in Folge herrschte Ausnahmezustand im Behaimring: An den Silvesterabenden 2023 und 2024 war es in der Straße in Lübeck-Eichholz zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Mülltonnen brannten, Silvesterraketen flogen in Menschenmengen, Einsatzkräfte wurden bepöbelt und angegriffen.

Besonders erschreckend: Videos, die auch in den sozialen Medien kursierten, zeigten die Krawalle in aller Deutlichkeit. Das wurde einigen der Täter nun offenbar zum Verhängnis. Denn die Ermittlungsbehörden konnten sieben Tatverdächtige identifizieren, obwohl einige von ihnen vermummt waren. Von Zurückhaltung oder Schamgefühl der Täter war auf den Videos nichts zu erkennen. Im Gegenteil: Die Randalierer schienen sich durch die Aufnahmen sogar noch angespornt zu fühlen.

Unmittelbar nach den Krawallen zum Jahreswechsel 2024/2025 hatte die Lübecker Polizei ein Hinweisportal eingerichtet. Zeugen konnten ihre Videos auf diesem Portal hochladen. Mit Erfolg: „Gegen die Tatverdächtigen laufen Verfahren“, berichtete Lübecks Polizeidirektor Bernd Ulrich jetzt im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung der Bürgerschaft. Vor allem die Videosequenzen hätten zu der Aufklärung beigetragen, erklärt Olbrich.

26-jähriger Lübecker
verurteilt„In einem Fall sei ein 26-jähriger Lübecker bereits vom Amtsgericht verurteilt worden“, sagt Morten Woltaire, Sprecher des Amtsgerichtes Lübeck.Er habe eine Silvesterrakete auf einen Polizeibeamten geschossen.„Der Mann ist kein Unbekannter, hat diverse Vorstrafen.“ Wegen der Vorgeschichte des Täters sei auch das Strafmaß entsprechend ausgefallen: Das Amtsgericht verurteilte den Mann zu einem Jahr und sechs Monaten ohne Bewährung. Noch sei das Urteil aber nichts rechtskräftig.Nach eigenen Angaben ermittelt die Polizei gegen sechs weitere Personen. Das Alter der Tatverdächtigen läge zwischen 14 und 29 Jahren.Bereits in der Silvesternacht hatte die Polizei einen 18-Jährigen vorläufig festgenommen.Gegen ihn wurde wegen Landfriedensbruchs und versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Von der Verurteilung und den Ermittlungen gegen weitere mutmaßliche Täter erhofft sich Lübecks Innensenator Ludger Hinsen (parteilos) eine abschreckende Wirkung für den kommenden Jahreswechsel. Laut Hinsen diskutieren die Polizei und die Stadtverwaltung über ein Böllerverbot für den Bereich. Dabei müssten die Behörden auch das Umfeld des Behaimrings im Auge behalten, „damit drumherum nichts in Flammen aufgeht“, sagte Hinsen im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung der Bürgerschaft.

Eine Idee, die die Lübecker CDU bereits kurz nach den letzten Ausschreitungen aufgebracht hatte. Die Verwaltung solle ernsthaft prüfen, ob in „auffälligen Straßenzügen wie dem Behaimring“ Böllerverbotszonen eingerichtet werden können, sagte der CDU-Politiker Jens Zimmermann bereits Anfang Januar.

Frank Zahn, Sicherheitspolitiker der Lübecker SPD, sprang seinerzeit für den Behaimring in die Bresche. Einige Randalierer dürften nicht dafür sorgen, dass eine ganze Straße schlechtgeredet wird, sagte Zahn Anfang des Jahres gegenüber den LN. Trotzdem begrüßt Zahn jetzt die Diskussionen über ein mögliches Böllerverbot – und lobt die Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Stadt sei durch die Krawalle bundesweit negativ in die Schlagzeilen geraten. Zahn: „Lübeck darf ein solches Verhalten nicht tolerieren.“ op/ dor

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