„Wir können die Brücke nicht mehr guten Gewissens befahren“, sagte Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos) kürzlich im Bauausschuss. Betroffen davon sind auch alle anderen Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. Die Stadt hofft, auf diese Weise eine Vollsperrung verhindern zu können.
Für die Buskunden bedeutet das eine Umstellung. Denn alle Linien, die bislang die Brücke genutzt haben, müssen künftig anders fahren. Die 7 wird vom Berliner Platz über die Possehlstraße und die Wallstraße umgeleitet (und umgekehrt). Sie soll unter der Woche im 15-Minuten-Takt fahren und ist dann die einzige Linie, die noch durch die Mühlenstraße fährt.
Alle anderen Linien fahren ohne zusätzlichen Halt über Hüxtertorallee, Rehderbrücke und Wahmstraße. Da Rehderbrücke und Wahmstraße zusätzlich noch den Umleitungsverkehr der gesperrten Beckergrube schlucken müssen, ist diese Achse stark frequentiert. Es gebe dazu aber keine Alternative, sagt die Stadtverwaltung.
Um für etwas Entlastung zu sorgen, wollen die Planer die Routen einiger Linien ändern. Die 15 und die 25 sollen ab Dezember nicht mehr durch die Stadt fahren.
Da keine Durchfahrt durch die Altstadt von Nord nach Süd möglich ist, soll die Linie 4 mit dem neuen Fahrplan von Groß Grönau zum Zob fahren. Der nördliche Teil der bisherigen Linie 4 wird dann zur Linie 41. Sie soll temporär am Gustav-Radbruch-Platz enden. Auch bei anderen Linien wird es kleinere Veränderungen geben, kündigte die Stadt im Bauausschuss an.
Mit diesem Modell soll der Lübeck-Takt auf den Hauptrouten weiter gewährleistet werden. Zudem will die Stadt größere Fahrzeitverlängerungen und Mehrkosten vermeiden. Der neue Fahrplan soll im November veröffentlicht werden. Zumindest auf den Hauptlinien rechnet die Stadt nicht mit einem Fahrgastrückgang.
„Das ist nicht schön, aber nicht zu ändern“, sagte Olivia Kempke, Chefin des Lübeck Managements und Vertreterin der Gewerbetreibenden in der Innenstadt. „Wir müssen uns damit arrangieren.“ Sie bedauert, dass die Linie 4 geteilt wird, weil es so keine Nord-Süd-Verbindung mehr durch die Altstadt gibt.
„Das sind schreckliche Nachrichten für Buskunden“, sagte Detlev Stolzenberg von der „Fraktion“. „Die Mühlenstraße wird abgehängt.“ Er regte an, noch einmal über Alternativen wie kleinere Shuttlebusse nachzudenken. „Ganz überraschend kommt das nicht“, sagte Ulrich Brock (CDU), der Vorsitzende des Bauausschusses.
Die Rehderbrücke könne den Busverkehr bewältigen, sagte die Bausenatorin. Im Sommer 2024 waren die defekten Lager der Brücke ausgetauscht worden. Sie kündigte an, dass die Wahmstraße noch vor dem Start der Umleitung im DSK-Schnellverfahren eine neue Fahrbahndecke bekommen soll. Auch die provisorische Umgestaltung des Berliner Platzes, der sicherer gemacht werden soll, soll vor Dezember umgesetzt werden, sagte Joanna Hagen.
Bauarbeiten in
Beckergrube planmäßig
Eine gute Nachricht hatte die Senatorin allerdings auch im Gepäck. „Die Bauarbeiten in der Beckergrube verlaufen planmäßig.“ Die Straße soll ab November 2026 wieder befahrbar sein. „Dann sinkt die Belastung in der Wahmstraße spürbar.“ Zuletzt war die Mühlentorbrücke wiederholt temporär gesperrt worden. Auch da musste der Busverkehr bereits umgeleitet werden.