Sturm bezeichnet sich in einer Pressemitteilung als „vollständig entlastet“. Die Höhe der staatlichen Entschädigung will er nicht nennen. „Es geht um einen größeren Betrag“, sagt der ehemalige Lübecker Forstchef auf LN-Anfrage. Den brauche er unter anderem, um seinen Anwalt zu bezahlen. Außerdem hätten die Ermittler bei Hausdurchsuchungen Gegenstände beschlagnahmt, „die ich mir später in Kiel abholen musste“.
Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen liefen seit Februar 2021 und seien durch Aussagen ehemaliger Mitarbeiter losgetreten worden, erklärt Knut Sturm: „Die Vorwürfe zu schlechter Betriebsführung und eigenmächtigen Verkäufen von Holz mit dem Ziel der Vorteilsnahme und Bestechlichkeit stellten sich als unbegründet und als böswillige Verleumdung heraus.“
Der Anfangsverdacht habe sich nach umfassender Auswertung der Beweismittel durch die Polizei nicht zu einem für eine Anklageerhebung erforderlichen hinreichenden Tatverdacht konkretisiert, erklärte Oberstaatsanwalt Dr. Henning Hadeler damals. Da eine Verurteilung aufgrund der Sachlage unwahrscheinlich war, wurde das Verfahren eingestellt.
Während die Ermittlungen noch liefen, setzte die Hansestadt den Stadtwald-Chef am 31. Januar 2023 vor die Tür. Knut Sturm wurde mit Wirkung vom 1. Februar 2023 fristlos entlassen.
Den 31. Januar wird der 65-Jährige nie vergessen. Aus dem Büro des für den Stadtwald zuständigen Innen- und Umweltsenator Ludger Hinsen (parteilos) sei er von zwei Beschäftigten des kommunalen Ordnungsdienstes hinausbegleitet worden. Anschließend habe er im Beisein der beiden Ordnungsdienstmitarbeiter seinen Arbeitsplatz räumen müssen.
„Das war spektakulär“, sagt Knut Sturm, „es hinterließ bei mir den Eindruck, dass es ein tiefes Misstrauen mir gegenüber gab.“ Die Verwaltung erklärt auf LN-Anfrage, „dass es in einer Trennungssituation, insbesondere wenn leitende Angestellte betroffen sind, allgemein vollkommen üblich ist, dass eine Begleitung beim Aufräumen des Arbeitsplatzes stattfindet, insbesondere auch zur Übergabe dienstlicher Geräte wie Laptop oder Schlüssel.“
Die fristlose Kündigung sei zunächst mit zwölf Vorwürfen begründet worden, die vom zu billigen Verkauf von Tischplatten, die der städtische Holzhof hergestellt hatte, über Homeoffice mit einem privaten Endgerät bis hin zum angeblichen Diebstahl eines Weihnachtsbaumes. Sturm hat zu allen Vorwürfen schriftlich Stellung genommen. Vor dem Arbeitsgericht sollen nur noch drei Punkte eine Rolle gespielt haben, unter anderem das Homeoffice.
Am 24. August 2023 verkündete die Stadtverwaltung die Trennung vom langjährigen Bereichsleiter „in gutem Einvernehmen“. Dabei floss auch eine Abfindung, über deren Höhe beide Seiten Stillschweigen vereinbart haben.
„Ich habe immer gesagt, ich werde nicht lange arbeitslos sein“, berichtet Knut Sturm über die Zeit nach der Trennung im Einvernehmen. Ein Jahr später übernahm er die Leitung des Referates „Waldökologie und nachhaltige Waldbewirtschaftung, Holzmarktangelegenheiten“ im Schweriner Klimaschutz- und Landwirtschaftsministerium. Dort setzt er sich weiterhin für ein naturnahes Waldmanagement ein, welches er als Betriebsleiter im Lübecker Stadtwald mit entwickelt hat.