Busverkehr: Lübeck hält
am Einstieg vorn fest
Stadtverkehr will Schwarzfahren erschweren – Kiel hat Regelung abgeschafft.

Ein Bus am Lübecker Zob: Der Aufkleber weist Fahrgäste darauf hin, dass sie vorne einsteigen müssen.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Wer in Lübeck Bus fahren möchte, muss vorn einsteigen und seine Fahrkarte vorzeigen. Das ist seit Jahren gelebte Praxis. Auch die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) hat das lange Zeit so gemacht. Die Regelung wurde 2023 testweise ausgesetzt. An der Förde dürfen die Fahrgäste vor 20 Uhr alle Türen nutzen. Und weil die Erfahrungen positiv waren, bleibt es jetzt erst einmal so, hat die KVG kürzlich entschieden.

Und was macht Lübeck? Die Hansestadt will dem Beispiel Kiel derzeit nicht folgen. „Der kontrollierte Vordereinstieg ist für uns ein bewährtes Mittel zur Sicherstellung von Fairness, Sicherheit und Einnahmen im ÖPNV“, sagt der Sprecher der Stadtwerke Lübeck mobil, Tim Krawczyk. Die Regelung ermögliche eine direkte Sichtprüfung der Tickets und erhöhe die Hemmschwelle für das Schwarzfahren.

Stadtwerke sehen
Vorteile bei Sicherheit

Gleichzeitig könne das Personal potenziell auffällige Fahrgäste frühzeitig erkennen – zum Beispiel alkoholisierte Menschen. „Das trägt zur Sicherheit im Fahrzeug bei und stärkt das Vertrauen der zahlenden Fahrgäste in das System.“

Allerdings räumt der Stadtwerke-Sprecher ein, dass der Einstieg vorn auch Nachteile habe. Er könne zu längeren Haltestellenaufenthalten und einer ungleichmäßigen Verteilung der Fahrgäste im Bus führen, was Komfort und Effizienz beeinträchtige. „Um dem entgegenzuwirken, setzen wir bei stark frequentierten Haltestellen gezielt Durchsagen ein und öffnen bei Bedarf auch die hinteren Türen, um einen zügigen Aus- und Einstieg zu ermöglichen“, sagt Tim Krawczyk.

Doch können Busfahrer im turbulenten Alltag tatsächlich wirksam überprüfen, ob jemand eine gültige Fahrkarte hat – zumal diese zum Beispiel beim Deutschlandticket oft nur ein QR-Code ist? „Die Sichtprüfung beim Einstieg bleibt ein wichtiges Element zur Abschreckung von Missbrauch“, sagt Tim Krawczyk.

Neues Kontrollsystem
geplant

Zudem sei das moderne Kassen- und Prüfsystem in Bussen auf die aktuellen Anforderungen ausgelegt. Es könne alle gängigen Formate wie QR-Codes und Chipkarten lesen. Und es soll auch bald zum Einsatz kommen. „In Kürze wird es einen neuen Validierungsprozess zur Prüfung des Deutschlandtickets geben“, sagt der Sprecher. Details verrät er noch nicht. Die Stadtwerke wollen ihre Kunden aber umfangreich informieren und unterstützen, wenn es so weit ist.

39 Prozent der Busfahrten in Lübeck werden mit dem Deutschlandticket gemacht. Durchschnittlich 22.500 Fahrgäste pro Monat waren 2024 in Lübeck mit der bundesweiten Abo-Fahrkarte unterwegs. „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass es in diesem Jahr wohl noch mehr werden.“

Trotz allem würden aber noch immer Einzel- und Mehrfahrtenkarten genutzt. Diese sind laut Stadtwerke besonders bei Gelegenheitskunden und Touristen gefragt. Der Ticketverkauf im Bus ist durch die Digitalisierung und das Deutschlandticket deutlich zurückgegangen. „Dennoch erzielen wir weiterhin jährliche Umsätze im siebenstelligen Bereich“, sagt Tim Krawczyk.

0,64 Prozent
Schwarzfahrer

Die Stadtwerke Lübeck mobil haben im ersten Halbjahr 2025 161.695 Fahrgäste kontrolliert, davon hatten 1029 kein gültiges Ticket. Das entspricht einer Schwarzfahrer-Quote von 0,64 Prozent. Im Vorjahr lag sie bei 0,63 Prozent. „Ohne den kontrollierten Vordereinstieg wäre diese Zahl erfahrungsgemäß deutlich höher“, sagt der Unternehmenssprecher.

In Kiel hat die KVG nach dem Wegfall des kontrollierten Einstiegs keine negativen Auswirkungen auf die Fahreinnahmen feststellen können. Trotz verstärkter Kontrollen sei die Zahl der Schwarzfahrer nicht gestiegen . hvs
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