25 Jahre Petrivision
in Lübeck
Kirchliche Performance-Reihe feiert Jubiläum – Nächste Ausgabe am 6. September

Lübeck. Es war ein Samstag, der 2. September 2000, um 23 Uhr in St. Petri, als in Lübeck ein neues Format an den Start ging: die Petrivision, ein Gottesdienst, der zum Mitmachen und Mitdenken anregen sollte – und sich in 25 Jahren zu einem festen Bestandteil der Lübecker Kulturszene etablierte.

„Die Magie hält sich“, sagt Pastor Bernd Schwarze heute über die Idee, eine neue Form eines geistlichen Impulses auszuprobieren. Gemeinsam mit dem damaligen Petri-Pastor Günter Harig wurde das Konzept ausgefeilt: „Wir wollten einen Gottesdienst machen, der sich deutlich von dem unterscheidet, was die anderen Kirchen anbieten – und das zu einer ungewöhnlichen Zeit.“ Dass daraus ein spätes Gottesdienst-Format am Samstagabend wurde, hielten viele erst einmal für „bekloppt“, erinnert sich Schwarze. Doch bis heute kommen im Schnitt 250 Menschen zur Petrivision, inzwischen aufwendig inszeniert, mit Lesungen, Installationen und interaktiven Überraschungen. Das Publikum ist bunt gemischt, von kirchennah bis kirchenfern.

An jeder Petrivision wirkt ein interdisziplinäres Team aus Kultur, Musik und Kirche mit. „Durch die unterschiedlichen Generationen kommt viel Diskussion rein“, sagt Regisseurin Sigrid Dettlof, die die Petrivision mit initiiert. Jede Reihe hat einen Schwerpunkt, zu dem acht bis neun Unterabende inszeniert werden. Mit dem Thema „Schöpfung“ ging es vor 25 Jahren los, aktuell geht es um „Realitäten“. Unter dem Titel „Andere Orte“ wurden mal zwei Kamele durch die Kirche geführt: „Und die haben gekackt!“, erinnert sich Schwarze. Bei einem Abend zum Thema Neid parkte ein Autohaus zwei Porsches mit brennenden Scheinwerfern direkt vor der Kirche. „Am nächsten Tag mussten sie abgeschleppt werden, weil die Batterien leer waren.“ Und Sigrid Dettlof erinnert sich, wie ihr Mann bei einem Abend über den Propheten Amos ein defektes Cello zersägte: „Erst die Saiten, dann den Steg. Die Leute haben es kaum ertragen.“

In zwei Jahren geht Schwarze in den Ruhestand. Bereits jetzt ist Pastorin Lilly Schaack fester Teil der Petrivisionen, denn das Format soll erhalten bleiben. Die nächste Runde findet am 6. September um 23 Uhr in St. Petri statt, das Thema lautet „jung_alt“.

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