Jahrelang wurde die neue Ampelkreuzung als Alternative zu der dunklen und als gruselig wahrgenommenen Unterführung geplant. Jetzt, da auch die etwas verspätet gelieferten Ampeln funktionieren, macht sich Wolfgang Raabe, Vorsitzender des Fahrradclubs ADFC Lübeck, ein Bild von der Verkehrsführung im St.-Jürgen-Ring/Ecke Mönkhofer Weg. Von ihm gibt es viel Lob, aber nicht nur.
„Wir haben die Pläne zu der neuen Kreuzung auch bekommen und durften eine Stellungnahme abgeben“, sagt der Cheflobbyist der Lübecker Radfahrer. „Wir fanden alles okay. Aber wenn sie dann fertig gebaut ist, sieht man ja vielleicht doch noch mal das ein oder andere Detail, das auf den Plänen nicht deutlich wurde.“
Raabe steht an der Kreuzung, analysiert die Verkehrsführung, schaut sich prüfend um – und hat nichts zu meckern. Dann stellt er sich direkt an die Haltelinie des Radwegs auf dem St.-Jürgen-Ring in Richtung Berliner Platz. Die Ampel für Autofahrer und Radfahrer zeigt Rot. Raabe überlegt, schaut auf die kleine Fahrradampel mit den vier Leuchten auf der anderen Straßenseite und sagt: „Oh, das könnte problematisch werden.“ Was er meint: „Radfahrer müssen sich hier nach der Ampel richten, die auch Autofahrer nutzen – die ist aber nicht unbedingt in ihrem Blickfeld, wenn sie bis ganz nach vorne an die Haltelinie heranfahren. Sie ist zu hoch“, sagt Raabe. „Die Fahrradampel hingegen ist voll in ihrem Blickwinkel – und dort ist ja auch die vierte Leuchte mit dem Radfahrsymbol zu sehen.“
Das Problem:Zeigt die Fahrradampel Grün, dürfen Radler aus dem Mönkhofer Weg fahren, jene auf dem St.-Jürgen-Ring aber müssen warten. Tun sie das nicht, kann es gefährlich werden. „Ein Lösungsansatz wäre, die Haltelinie für Radfahrer etwas nach hinten zu versetzen. Dann wäre die Ampel besser im Blickfeld und eine Verwechslung sehr unwahrscheinlich“, sagt Raabe.Es sei eine ähnliche Situation wie auf der Marienbrücke in Richtung stadtauswärts. Dort gibt es neben einer Ampel für Autofahrer auch eine kleinere, die nur für Radfahrer gilt. Offenbar führt das hin und wieder zu Verwirrungen, die gefährlich enden können.
„An dieser Stelle habe ich schon mehrmals erlebt, dass Autofahrer gefahren sind, obwohl sie gar nicht fahren durften. Sie haben das grüne Licht für Radfahrer gesehen und dachten, es gilt auch für sie“, sagt Raabe. „Sie haben auf die falsche Ampel geachtet – und das kann gefährlich werden. Da wird man schnell über den Haufen gefahren. Aber da gibt es auch nicht die vierte Leuchte mit dem Fahrradsymbol, die darauf hinweist, dass es sich um eine Ampel für Radfahrer handelt.“
Auf der anderen Seite des St.-Jürgen-Rings in Richtung Marli sieht Raabe diese eventuelle Gefahr für Radfahrer nicht. „Hier sieht es anders aus, die Ampel für wartende Radfahrer ist viel besser sichtbar und direkt in ihrem Blickfeld. Ich sehe hier kein Problem.“
Die Unterführung nimmt kaum noch jemand, weder Radfahrer noch Fußgänger – warum auch? „Die neue Ampelkreuzung ist eine viel bessere Verkehrslösung als die dunkle Unterführung“, sagt Wolfgang Raabe. „Das ist überhaupt keine Frage.“