Die Fleischhauerstraße
hat jetzt eine Markthalle
Im „Kardamom“ können Kunden verpackungsfrei einkaufen – Dazu gibt es eine
Mikrobäckerei, Frühstück und einen kleinen Mittagstisch.

Mitarbeiterin Carla Wohlgemuth (l.) räumt mit den Inhabern Dany Lahoud und Ann-Kristin Hauberg-Lahoud die Waren ein.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Lübeck hat eine neue, kleine Markthalle. In den Räumen des ehemaligen Unverpacktladens in der Fleischhauerstraße werden saisonal-regionale Gastronomie, selbst hergestellte Backwaren sowie verpackungsfreies Einkaufen unter einem Dach angeboten. Noch vor der offiziellen Eröffnung hat „Kardamom – die kleine Markthalle“ einen Testlauf gestartet.

„Wir möchten ein Zeichen setzen für mehr Sinnhaftigkeit, regionale Kreisläufe und Müllvermeidung“, sagt Gründerin Ann-Kristin Hauberg-Lahoud, die das Projekt gemeinsam mit ihrem Mann Dany Lahoud betreibt. „Unsere Gäste sollen sich bei uns auch als Teil einer nachhaltigen Bewegung erleben.“

Die intensive Umbauphase hat das Ehepaar gemeistert. Am 30. August wollen die Geschäftsinhaber die 120 Quadratmeter große Markthalle in der Fleischhauerstraße 40 eröffnen.

Die große Siebträger-Kaffeemaschine ist schon durch das Schaufenster zu sehen. Eine kleine Sofaecke, ein Bartresen, Tische und Stühle sollen zu einem kleinen Päuschen während des Stadtbummels einladen.

Das Konzept knüpfe bewusst an das Angebot des Unverpacktladens an, erzählen die Inhaber. Ergänzt durch eine gläserne Mikrobäckerei und ein kleines Café.

Die Bäckerei ist im hinteren Teil des Geschäfts eingerichtet. Dany Lahoud, frisch gebackener Bäckermeister, möchte hier künftig unter anderem mit eigenen Sauerteigmischungen Brot, Brötchen und mehr backen. Die Inneneinrichtung ermöglicht den Kunden einen freien Blick in den Backraum. Bei verschiedenen dort hergestellten Waren kommt auch das Gewürz Kardamom zum Einsatz. „Daher der Name des Ladens“, sagt Dany Lahoud.

Täglich will er zum Beispiel Kardamom-Knoten backen, ausschließlich mit regionalem Bio-Getreide, selbst angesetzten Sauerteigen und ohne Zusatzstoffe, wie der Bäcker erklärt. Ergänzt werden soll das gastronomische Angebot durch ein veganes und vegetarisches Frühstück sowie einen kleinen Mittagstisch.

Sowohl bei ihrem gastronomischen Angebot als auch bei den Verkaufswaren ist dem Inhaberpaar Nachhaltigkeit besonders wichtig: „Es wird möglichst kein Müll erzeugt, Lebensmittel werden ganzheitlich verwertet, Verpackungen vermieden und Stoffkreisläufe geschlossen – ob durch Mehrwegsysteme, die kreative Verarbeitung von Gemüseresten oder die Verwendung alter Brote zur Herstellung neuer Teige“, sagtAnn-Kristin Hauberg-LahoudZum Kauf angeboten werden in der Markthalle unter anderem frisches Gemüse, Olivenöl und Kaffee. Letzterer werde mit einem Segelschiff aus Mexiko nach Hamburg gebracht.„Ein besonders eindrucksvolles Zeichen nachhaltigen Handels“, sagen die Lahouds.

Mehr als 120.000 Euro haben die Inhaber investiert. „Nachdem uns Gelder von der Bank versagt geblieben waren, sind wir 15 privaten Kreditgebern sehr, sehr dankbar“, sagt das Inhaberpaar.

Im Quartier wird das Konzept begrüßt: „Wir freuen uns, dass das ehemalige Unverpackt-Konzept weitergeführt wird“, sagt der Sprecher der Interessengemeinschaft Hüxstraße, Dirk Schmidt. „Die neue Ausrichtung ist ein Gewinn und eine wunderbare Ergänzung für alle Nachbarstraßen“, sagt Schmidt.

Lob kommt auch vom Lübeck-Management: „Die Eröffnung ist ein positives Signal für die Innenstadt. Es gibt sie, die kreativen Köpfe, die mit Mut und unbändiger Leidenschaft den Sprung ins Unternehmertum wagen“, sagt Management-Chefin Olivia Kempke. „Wer stets beklagt, die innerstädtischen Angebote seien langweilig und geprägt vom üblichen Einheitsbrei in Handel und Gastronomie, wird in der Fleischhauerstraße erneut eines Besseren belehrt“, so Kempke. Das Konzept verbinde Regionalität, Nachhaltigkeit und Gastronomie und bereichere die Vielfalt der Innenstadt. jac
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