Lübeck verpasste mit einem Wert von 13,75 die grüne Ampel nur knapp. Kiel bekam sie mit 13,27. Spitzenreiter Mannheim war knallrot – mit einem Indexwert von 18,61.
Lübeck rechnet mitMit zahlreichen großen und kleinen Maßnahmen versucht Lübeck, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Die Stadtverwaltung rechnet für die kommenden Jahrzehnte mit höheren Temperaturen, Trockenheit und Starkregen im Sommer sowie mehr Dauerregen im Winter. „Hitzeprävention ist wichtig“, sagt Ute Obel, Bereichsleiterin Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz.
Drei der Maßnahmen hat sich Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) jetzt mit Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) sowie Vertretern der Verwaltung angesehen – bei schweißtreibendem Sommerwetter.In der Lübecker Altstadt sind Grünflächen rar. Die Beckergrube wird aktuell umgebaut. Sie soll mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Zugleich ist die Konzeption auf das sich verändernde Klima ausgelegt. 100 zusätzliche Bäume sollen dort gepflanzt werden, um Schatten zu spenden. Die ausgewählten zehn Arten sollen mit den Bedingungen in der Altstadt gut zurechtkommen. „Für den Bereich vor dem Theater sind säulenförmige Eichen vorgesehen“, sagt Pia Becker vom Bereich Stadtgrün und Verkehr.
Beckergrube: Regenwasser wird aufgefangen
Aktuell arbeitet die Stadt am ersten Bauabschnitt zwischen Breite Straße und Fünfhausen. Ein wichtiger Teil der Klimamaßnahmen findet unterirdisch statt. An 35 Stellen werden dort jeweils 18 Kubikmeter Erdreich ausgehoben und durch Pflanzsubstrat ersetzt. Dort hinein werden Bäume gesetzt. Das Substrat wird mit Regenwasser gespeist, das von den Gehwegen gesammelt wird. Ein Teil davon verdunstet dann, was zusätzlich für Abkühlung sorgt.Die Beckergrube ist der erste Ort in Lübeck, an dem dieses System angewandt wird. Es soll in angepasster Form auch im Gewerbegebiet Semiramis und im neuen Wohngebiet Lauerhofer Feld zum Einsatz kommen.
Auf dem Koberg hat die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM) wieder den Übergangsgarten aufgebaut. 180 Hochbeete mit vielen Pflanzen stehen dort. LTM-Chef Christian Martin Lukas berichtet, dass der Übergangsgarten sowohl von Einheimischen als auch von Gästen gut angenommen werde. Im Herbst wird er abgebaut und macht Platz für den Weihnachtsmarkt.
Den Preis eines „guten Mittelklasseautos“ koste der Garten pro Jahr, der durch Bundesmittel finanziert wird, so Christian Martin Lukas. Das Problem: Diese laufen aus. Und auch die LTM muss angesichts der schlechten Haushaltslage der Stadt sparen. „Unser Job ist jetzt zu gucken, wie wir den Übergangsgarten weiter finanziert bekommen“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau.
Schon seit 2021 hat die Lübecker Musik- und Kongresshalle (MuK) auf 1800 Quadratmetern Fläche ein Gründach. Chefin Illona Jarabek führt die Gruppe nach oben. „Wir haben keine große Arbeit damit“, sagt sie. Aber viele Vorteile: Die Dickblattgewächse isolieren gut und entlasten die Drainage. Und sie binden CO2. 0,375 Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr sind es.Gründächer sind für die Hansestadt Lübeck ein wichtiges Thema. Die Verwaltung hat unter www.luebeck.de/gruendachein Potenzialkataster ins Internet gestellt, wo sich Eigentümer informieren können. Zudem fördert die Stadt Projekte, sagt Svenja Beilfuß von der Klimaleitstelle. Jan Lindenau kündigt an, dass auch Bus-Wartehäuschen in Zukunft ein Gründach bekommen sollen. Bei der nächsten Ausschreibung solle dieser Punkt berücksichtigt werden.Auch außerhalb der Altstadt dienen Projekte dem Stadtklima. So wurde das Strukbachtal im Stadtteil St. Lorenz Nord renaturiert. Mitte Juli wurde dort ein Naturerlebnisraum eröffnet. Die ehemalige Kleingartenanlage war zuvor ein Lost Place. Nun dient die grüne Oase (auch) als Kaltluftschneise.
„Die Stadt Lübeck agiert sehr ambitioniert sowohl in puncto Klimaschutz, als auch mit Blick auf Klimaanpassungsmaßnahmen im Bereich des Städtebaus“, sagt Minister Goldschmidt.
Doch können sich Stadt und Land angesichts der Haushaltslage Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen überhaupt noch leisten? „Wir kommen selbst bei mittelgroßen Investitionen an unsere Grenzen“, räumt Jan Lindenau ein. „Wir müssen priorisieren: Ist eine Sporthalle wichtiger oder eine Aufforstung?“
„Es ist überall eine Herausforderung“, sagt Tobias Goldschmidt. Er gibt aber zu bedenken: „Wenn wir es nicht machen, wird es noch teurer.“
Unter www.luebeck.de/extremwetter stellt die Hansestadt weitere Informationen für ihre Bürger bereit.