Jedenfalls entsteht der Solarpark, der korrekt Solarthermiepark heißt, exakt an dieser Stelle, weil das bereits bestehende Fernwärmenetz Moisling „nur einen Steinwurf entfernt ist“, wie Malte Ernst, der 38-jährige Projektleiter der Stadtwerke, erklärt.
Zusammen mit Björn Ruschepaul, dem 52-jährigen Leiter der Fernwärme des kommunalen Energieversorgers, gestattet Malte Ernst einen Blick hinter die Kulissen der Anlage, die im Herbst die Arbeit aufnehmen soll.
In einem engen Baucontainer verraten Ruschepaul und Ernst die wichtigsten Daten des „derzeit größten Bauprojekts zur Vergrünung der Fernwärme“. 788 Kollektoren haben die Stadtwerke von einem Generalunternehmer auf das Feld gestellt, das der Versorger kurzfristig pachten konnte.
Jedes der Solarmodule ist sechs Meter lang, 2,5 Meter hoch und wiegt 425 Kilogramm. Die gesamte Kollektorenfläche beträgt rund 12.600 Quadratmeter, was etwa der Fläche von 1,8 Fußballfeldern entspricht. Nach Inbetriebnahme des Parks werden rund zwölf Prozent des aktuellen Wärmebedarfs der Moislinger Fernwärmekunden mit dem von der Sonne erhitzten Wasser gedeckt.
Das klingt erst einmal nicht so berauschend. Zehn Millionen Euro Investitionen, damit knapp zwölf Prozent treibhausgasneutrale Wärme erzeugt werden? Und der Rest? Noch wird die Fernwärme im Moislinger Netz durch die Verbrennung von Erdgas produziert. 2040 spätestens soll damit laut Energiewende- und Klimaschutzgesetz des Landes Schluss sein.
Die Anlage kann„Fossile Brennstoffe sind dann zur Erzeugung von Fernwärme nicht mehr erlaubt“, erklärt Björn Ruschepaul, während er mit Helm und festem Schuhwerk durch die Reihen der Kollektoren stapft. Die zwei Blockheizkraftwerke am Moislinger Berg und in der Niendorfer Straße, die für die restlichen 88 Prozent Fernwärme sorgen, müssen dann mit Großwärmepumpen, Biomasseverbrennung oder durch Elektrokessel, die mit grünem Strom angetrieben werden, heizen. Außerdem kann der Solarthermiepark noch erweitert werden.
Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt muss er erstmal ans Netz gehen. Björn Ruschepaul ist in der Mitte des Kollektorfelds angekommen. Von beiden Seiten strömt 80 Grad heißes Wasser zusammen und wird unterirdisch zum 3000 Kubikmeter fassenden Speicher geführt.
Solarthermie funktioniert ganz einfach. Die Sonne heizt das Wasser in den Kollektoren auf. Das ist mit Glykol gemischt, damit es im Winter nicht einfriert. Das aufgeheizte Wasser fließt entweder direkt ins Fernwärmenetz oder in den Speicher. Der gibt 50 Grad warmes Wasser an die Kollektoren ab, die es wiederum mithilfe der Sonne aufheizen. „Wir fahren das Wasser ständig im Kreis“, erklärt der Leiter der Stadtwerke-Fernwärme.
Der 15 Meter hohe Speicher, der noch mit einer 30 Zentimeter dicken Dämmung eingekleidet wird, läuft bereits nach und nach voll. Mit Trinkwasser, das in einer Aufbereitungsanlage, die wie ein Container aussieht, gefiltert wird.
Direkt vor dem Speicher entsteht das Pumpenhaus, die Schaltzentrale der ganzen Anlage. Das Fundament ist schon gegossen, obendrauf kommt eine Fertighalle. „Das Pumpenhaus läuft vollautomatisch“, sagt der Projektleiter, „einmal am Tag kommt ein Mitarbeiter vorbei und schaut, ob alles läuft.“ Ansonsten hat die Netzleitstelle in Fünfhausen ein Auge darauf.
Um das heiße Wasser vom Solarpark ins Fernwärmenetz zu transportieren, mussten die Stadtwerke zwei Leitungen in acht Metern Tiefe unter den Bahngleisen hindurch bauen. Spundwände wurden in die Erde getrieben, um die Baugrube abzustützen. Inzwischen sind die Leitungen im Undineweg angekommen und ans Netz angeschlossen.
Anlage soll 3,7 Millionen Kilowattstunden Wärme liefern
Das Netz liefert Wärme und warmes Wasser an die Mieter der großen Wohnblocks, die Moislinger Schulen, das Bürgerservicecenter, an das Freibad Moisling und einen der Supermärkte. „Wir erwarten, dass der Solarthermiepark im nächsten Jahr 3,7 Millionen Kilowattstunden Wärme liefert“, rechnet Projektleiter Ernst vor.
Mit hohem Druck fließt das heiße Wasser in die Gebäude der Abnehmer und wird dort durch Wärmetauscher im Druck verringert und verteilt. Im Sommer reicht der Speicher für zwei bis drei Tage, im Winter deutlich kürzer. „Irgendwann kommt die Solarthermie nicht mehr mit der Produktion nach“, erklärt Björn Ruschepaul. Dann müssen die Blockheizkraftwerke verstärkt ran – ab 2040 aber nur noch mit grüner Energie.
Wenn der Solarpark im Herbst die Produktion aufnimmt, „wird die Fernwärme deshalb nicht teurer“, beruhigt Björn Ruschepaul die Kunden, „wir müssen für die Anlage ja keine Emissionsrechte kaufen, das hält die Preise stabil.“ 800 Tonnen CO2 spart der Solarthermiepark an Emissionen pro Jahr ein.