Die, die am Laden 58 vorbeigehen, kennt Biggi fast alle. Einige werfen ein „Moin“ in die geöffnete Ladentür. Die Ehrenamtlerin winkt gut gelaunt und grüßt zurück. Eine Frau schaut in den Laden hinein. Eine Kundin? „Nein“, sagt sie. „Ich will nur mal horchen, wie es so geht.“ So ist das eben im Laden 58. Das kleine Geschäft, das 2011 in Trägerschaft des Lübecker Vereins Frauen helfen Frauen entstand, ist ein echter Treffpunkt im Quartier. Niemand weiß das so gut wie Biggi und ihre beiden ehrenamtlichen Kolleginnen. „Hier sind schon Freundschaften entstanden“, erzählt sie. „Sowohl unter uns Ehrenamtlern als auch unter den Kunden.“
Man kennt sich, und man hilft sich. Wenn im Laden mal etwas zu reparieren ist, springen häufig Nachbarn ein und richten es.
Auf diesem Grundprinzip des menschlichen Miteinanders basiert das Konzept des Ladens 58. Hier werden gebrauchte Artikel wie Kleidung, Bücher, Deko oder auch Kinderkram und Spielzeug zu sehr günstigen Preisen verkauft. Die Artikel werden dem Geschäft gespendet. Manchmal sogar von Menschen, die gar nicht um die Ecke wohnen.
„Begonnen hat alles im Lübecker Frauenhaus“, erinnert sich Alicja Kwietniewski aus dem Vorstand des Vereins Frauen helfen Frauen. Dort trudelten irgendwann viel mehr Spenden ein, als eigentlich benötigt wurden. So entstand die Idee, einen Verkaufsraum dafür zu schaffen. Aber auch wenn die Artikel günstig sind: Einkaufen darf hier jeder. Anders als in anderen Sozialläden ist kein Berechtigungsschein erforderlich.
Fündig werden in dem gemütlichen Geschäft viele. Christel Bigge und ihre Kolleginnen geben sich große Mühe, um den Laden 58 möglichst einladend zu gestalten. Die Kleidung wird auf Kleiderständern und Schaufensterpuppen fast wie in einer Boutique präsentiert, im Schaufenster stehen Blumen, für Kinderkleidung und Spielzeug gibt es einen Extraraum, in dem die Lütten spielen und die Großen stöbern können.
Von den Einnahmen bezahlt der Verein die Miete für den Laden sowie Strom und Heizung. „Was dann noch übrig bleibt, kommt traumatisierten Kindern aus dem Frauenhaus zugute“, erklärt Biggi. „Dafür machen wir das hier.“ Den Kindern sollen so Besuche im Schwimmbad und Ferienfreizeiten ermöglicht werden.
Damit dieses Ziel erreicht wird, nehmen die Ehrenamtlichen viel in Kauf. Manchmal hole sie Spenden auch in ihrer Nachbarschaft ab. „Dann ist mein Hackenporsche bis oben hin voll“, erzählt die frühere Brüggen-Mitarbeiterin lachend.
Das Verkaufen läge ihr im Blut, die soziale Einstellung habe sie von ihren Eltern mitbekommen, sagt Biggi. „Die waren Herbergseltern hier in Lübeck, ich bin quasi in einer Jugendherberge aufgewachsen.“ Die Arbeit im Laden mache ihr auch mit 77 Jahren noch viel Spaß: „Ich mache das hier, solange ich noch kann.“
Der Laden 58 befindet sich in der Knud-Rasmussen-Straße 58a, geöffnet ist von Dienstag bis Freitag jeweils von 10 bis 16 Uhr. Wer Spenden abgeben möchte, sollte vorher anrufen: 0176/ 67328953.