Mit diesen eindringlichen Sätzen beginnt die filmische Kurzdarstellung einer Lübecker Biografie, die stellvertretend für viele Schicksale in der NS-Zeit steht. Via App kann sie auf dem Smartphone abgerufen werden, am besten direkt vor Ort an der Untertrave.
Zehn StationenAnhand von Einzelschicksalen wird an zehn Stationen auf der Altstadtinsel Licht in ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte gebracht, das bislang auf kein besonders großes Interesse stieß. „Mit der Hanse beschäftigen sich fast alle, aber die lübsche NS-Zeit ist selbst für Einheimische noch meist eine große Unbekannte“, erklärt Proske die Beweggründe seiner Projektidee.
Bei seinem Vorhaben wollte der Archivforscher das gesamte Spektrum abbilden – von Menschen im Widerstand über Verfolgte, von Tätern bis zu Mitläufern. An der Friedrich-List-Schule, der berufsbildenden Schule mit gymnasialer Oberstufe, fand er schließlich mit Gemeinschaftskunde-Lehrer Dirk Zacher und seiner Klasse BG 23e die passenden Partner.
Das Arbeitsergebnis eines ganzen Schuljahres wird nun für jede und jeden via Handy zu erkunden sein. „Wenn einer den Bound, also diese Stadtrallye mit den unterschiedlichen Stationen ohne lange Pausen und Umwege abgeht, ist er rund eine Stunde unterwegs“, sagt Proske.
Ein weiterer Haltepunkt auf dem virtuellen Stadtplan – zu finden über die Homepage Actionbound und in der entsprechenden App – befindet sich am Rathaus. An dieser Stelle wird sichtbar, dass sich für viele Bürger im März 1933 aber auch ein Traum erfüllte – als die NSDAP mit fünf Prozent Vorsprung vor der SPD in Lübeck die Reichstagswahl gewann.
Wie für Otto-Heinrich Drechsler, Zahnmediziner und SA-Staffelführer. Denn drei Monate später, im Juni 1933, wird er mit viel Pomp zum Bürgermeister an der Trave ernannt. Historische Filmausschnitte zeigenden Jubel der Lübecker am Holstentor. Ab 1941 ist Drechsler dann außerdem noch zuständig für die Konzentrationslager in Lettland.„Die Schülerinnen und Schüler hatten in der Gestaltung freie Hand. Schließlich hatten wir nicht das Ziel, wissenschaftliche Ergebnisse einer Historikerkommission umzusetzen“, sagt Proske. Lehrer Dirk Zacher zieht ein zufriedenes Fazit: „Der regionale Bezug sowie dieses emotionale Lernen über bestimmte Persönlichkeiten kam sehr gut an.“
Das spiegelt sich auch in den Aussagen der Schüler wider. So sagt die 19-jährige Luna Lampka: „Man wird sensibler, wenn man sich mit konkreten Schicksalen auseinandersetzt.“ Mitschülerin Svantje Kurth betont: „Mir wurde durch das Projekt noch klarer, dass man die Demokratie schützen muss und es nie wieder in so eine Richtung ausschlagen darf.“
Can Tümer, 20 Jahre alt, zieht für sich den Schluss: „Egal, welche Weltanschauung man hat – man sollte immer das Gute im Miteinander verfolgen.“