„Die Problembeschreibung reicht nicht mehr“, kritisierten die Sozialpolitikerinnen Michelle Akyurt (CDU) und Mandy Siegenbrink (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Sie fragen: „Wann werden die Probleme abgestellt?“ Technische Probleme müssten doch lösbar sein. Die Sozialverwaltung nannte Fluktuation beim Personal, fehlendes Personal und IT-Probleme als Gründe für die langen Wartezeiten. Außerdem gebe es eine erhebliche Antragsflut.
„Immer mehr Stellen auszuweisen, hilft uns nicht“, erklärte Sozialsenatorin Pia Steinrücke (SPD), „denn wir finden kein Personal.“ Das sei aber nicht nur in Lübeck, sondern bundesweit der Fall. Wie machtlos die Verwaltung ist, zeigte ein ungewöhnlicher Appell, den Steinrücke an das Publikum im Sozialausschuss richtete: „Wenn Sie jemanden kennen, wir bieten gute Jobs in der sozialen Sicherung an.“
Helfen würde der Wohngeldbehörde, wenn Bund und Land endlich mit dem Bürokratieabbau beginnen würden, sagte die Sozialsenatorin. „Aber dafür sind sie zu schwerfällig.“ Wie gefährlich der eigenmächtige Bürokratieabbau durch Kommunen sein kann, hat Lübeck im vergangenen Jahr erlebt. Wegen Personalnot und damit die Betroffenen rechtzeitig ihr Geld erhalten, hatte die Verwaltung bei der Grundsicherung für bedürftige Rentner und erwerbsunfähige Bürger die Verfahren beschleunigt. Daraufhin hatte das Land als Aufsichtsbehörde die Überweisungen aus der Bundeskasse an Lübeck gestoppt. Dabei ging es um mehr als 30 Millionen Euro, die mittlerweile größtenteils wieder freigegeben wurden.
Wohngeld ist ein Massengeschäft. Rund 4000 Fälle zählt die Behörde. 16,7 Millionen Euro wurden 2024 an Empfänger ausgezahlt. Im Jahr laufen 8500 Anträge ein, von denen rund 30 Prozent abgelehnt werden.
Im vergangenen Oktober wurden die Probleme der Wohngeldbehörde öffentlich. In einer Facebook-Gruppe löste der Hilferuf einer jungen Mutter mehr als 100 Kommentare aus. Viele klagten über die schleppende Bearbeitung ihrer Wohngeldanträge. Sozialsenatorin Steinrücke forderte die Politikerinnen auf, Notfälle zu melden: „Diese Fälle fassen wir sofort an.“