Der ADFC hatte im vergangenen Herbst Radfahrer aufgerufen, Städte und Kommunen anhand von 27 Fragen zu bewerten. Bundesweit haben 213.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen. „Die Menschen in Schleswig-Holstein wollen gut und sicher Rad fahren. Leider gibt es in vielen Kommunen bei der Fahrradfreundlichkeit noch deutlichen Nachholbedarf“, sagt ADFC-Landesgeschäftsführer Jan Voß.
Besonders positiv bewerteten die 1179 Teilnehmer aus Lübeck die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,6) und das Öffnen von Einbahnstraßen in die Gegenrichtung (Note 2,9). Besonders kritisch sehen sie die Fahrradmitnahme im ÖPNV (Note 5,1), die Breite der Radwege (Note 5,4) und die Oberfläche der Radwege (Note 5,5).
Verschlechtert haben sich im Vorjahresvergleich die Punkte „Fahrradförderung in letzter Zeit“ von Note 4,2 auf 4,5 sowie die Oberfläche der Radwege von 5,3 auf 5,5. Positiver bewertet als 2023 wird der Winterdienst, der sich von Note 4,3 auf 4,1 verbesserte.
„Die Grundlagen für eine gute Fahrradinfrastruktur sind in Schleswig-Holstein vorhanden“, sagt Voß. „In vielen Orten sind die Zentren gut mit dem Rad zu erreichen.“ Die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer würde positiv bewertet. Das zeige, dass auch vergleichsweise einfache Maßnahmen honoriert würden. „Die schlechte Bewertung der Radinfrastruktur in vielen Orten bleibt ein trauriger Dauerbrenner. Die Menschen erwarten angemessen breite Wege und eine intakte Oberfläche. Das ist in vielen Orten leider keine Selbstverständlichkeit“, sagt Jan Voß.
Die Führung des Radverkehrs an Baustellen wird ebenfalls kritisch gesehen. „An Baustellen wird der Radverkehr nur selten mitgedacht. So entstehen teils gefährliche Situationen für Radfahrende.“
Keine Kommune in Schleswig-Holstein schnitt besser als befriedigend ab. Hinter Kiel landeten Plön auf Platz 2 (3,30) und Preetz auf Platz 3 (3,43). „Kiel macht vieles bei der Radverkehrsförderung richtig und kann insbesondere beim Radroutennetz punkten. Abzüge gibt es für den Winterdienst und für die Fahrradmitnahme im ÖPNV“, sagt Voß.
Da die Umfrage im vergangenen Herbst gemacht wurde, könnten die jüngsten Maßnahmen in Lübeck noch keine Berücksichtigung finden. So räumen die Entsorgungsbetriebe seit vergangenem Winter 220 statt 151 Kilometer Radwege. Elf zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt. Statt Plattfuß-Granulat verwenden die Entsorgungsbetriebe nun eine Mischung aus Lauge und kristallinem Salz.
Auch die Stadtgrabenbrücke, die im April eröffnet wurde, konnte noch nicht in die Wertung einfließen. Im Sommer will die Hansestadt auf der Ratzeburger Allee mit dem Bau eines Radschnellwegs beginnen. Zudem sind Fahrradparkhäuser am Bahnhof und am Schrangen geplant. Wann sie kommen, ist allerdings vollkommen