Stadtverwaltung und Polizei haben die Unfallstatistiken der Jahre 2017 bis 2022 ausgewertet und kommen in dieser Zeit auf 188 Unfälle, die von der Polizei aufgenommen wurden. Vier Menschen wurden schwer, 101 leicht verletzt. Unter den Verletzten waren 77 Radfahrerinnen und Radfahrer.
98 Verkehrsunfälle wurden von Autofahrern verursacht. Die häufigsten Fehler passieren beim Herausfahren aus dem Kreisel und beim Einfahren in den Platz. Die Besonderheit beim Mühlentorteller: Ganze Pulke von radfahrenden Schülerinnen und Schülern fahren morgens über den Platz. „Das ist anders als bei anderen Kreisverkehren“, sagt der städtische Verkehrsplaner Dirk Dreilich.
Allerdings passieren die Unfälle zu allen möglichen Tageszeiten, berichtet Sandra Krüger, Projektleiterin für den Radschnellweg, dessen erstes Stück in der Ratzeburger Allee gebaut werden soll. „Wir haben Unfälle um 11, 14 und 21 Uhr“, sagt die Projektleiterin, „also zu Zeiten, in denen gar nicht sehr viel Verkehr ist.“
Die im Herbst 2023 vorgenommene Entschärfung des Kreisels hat laut Polizei zu einer Verringerung der Unfälle geführt. Aber der jetzige Zustand ist eine provisorische Lösung. Die endgültige Umgestaltung soll kommen, wenn die marode Mühlentorbrücke ab 2026 saniert wird.
Drei Planungsvarianten hat die Bauverwaltung auf den Tisch gelegt. Die Stadtverwaltung empfiehlt den Umbau des Kreisverkehrs zu einer normalen Ampelkreuzung. Das würde die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrenden deutlich erhöhen, ginge aber zu Lasten der Leistungsfähigkeit des Tellers – also zu Lasten des Autoverkehrs.
Eine weitere Variante sieht den Verbleib als Kreisel mit einspuriger Verkehrsführung vor. Das stuft die Verwaltung aber als nicht sicher ein. Die dritte Variante schlägt vor, Radfahrende und Fußgänger mittels Rampen auf eine zweite Ebene über dem Teller zu führen.
Dafür reicht laut Bauverwaltung der Platz nicht aus und diese Lösung wäre auch sehr teuer. Der Mühlentorteller müsste nach Süden verschoben werden. Die Folge: „Umliegende Grundstücke würden teilweise nicht mehr erreicht werden, auch die Stresemannstraße müsste gegebenenfalls zur Sackgasse ausgebildet werden“, schreibt die Stadt. Zudem wären erhebliche Eingriffe in den Baumbestand notwendig.
Die CDU fordert, dass der Kfz-Verkehr nach dem Umbau genauso gut fließen solle wie der Radverkehr. Und die Fraktion sorgt sich um die Optik einer Kreuzung, „die eine erhebliche Fläche in Anspruch nehmen und das Bild des Ensembles vor der Mühlenbrücke beeinträchtigen wird“, sagt Ulrich Brock.
„Wir wollen einen Kreisverkehr, aber einen sicheren“, fordert Detlev Stolzenberg von „Die Fraktion“. Die Unzufriedenheit mit einer Kreuzung sei groß, sagt der Politiker der Unabhängigen. „Eine Kreuzung wäre eine überdimensionierte Verkehrsanlage am Altstadtrand.“
Auf Antrag von Stolzenberg hat der Bauausschuss die Verwaltung einstimmig damit beauftragt, den Teller vor allem für Radfahrende sicherer zu machen. Dazu solle auf eine Extraspur für Kfz von der Hüxtertorallee zur Mühlenbrücke verzichtet und die Behelfsbrücke für Radfahrer und Fußgänger beibehalten werden. Zudem solle geprüft werden, ob der Radfahrende von der Ratzeburger Allee durch den Hermann-Hesse-Park zur Behelfsbrücke geführt werden könne.
Der Radverkehr auf dem Kreisverkehr wird künftig weiter zunehmen. Die Bauverwaltung geht davon aus, dass die Zahl der Radfahrenden aus der Ratzeburger Allee mit dem Bau des Radschnellwegs von 6000 auf 10.000 am Tag steigen wird.
Eine Kreuzung mit Ampeln könnte da zum Problem werden, erklärt Stephan Wisotzki (Grüne): „Wir dürfen den Radschnellweg nicht mit einer Bettelampel ausbremsen.“ An Bettelampeln erhalten Radfahrende und Fußgänger erst auf Knopfdruck Grün.