Premiere: „Trave“ modernisiert Wohnungen mit neuer Technik
Städtische Grundstücksgesellschaft setzt erstmals in Lübeck die serielle Fertigung ein.

Gewaltige Gerüste umgeben einen Wohnblock der „Trave“ in der Schönböckener Straße. Die Grundstücksgesellschaft modernisiert hier 120 Wohnungen mit neuer Technik.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Irgendetwas ist anders bei dieser Baustelle: Gewaltige Gerüste umgeben den Wohnblock in der Schönböckener Straße. „Das dient der Sicherheit der Handwerker”, sagt Ralf Stamer, Geschäftsführer der gleichnamigen Zimmerei. Denn die Gerüste sind nicht an der Fassade befestigt, sondern stehen frei. Und das hat einen Grund.

Die städtische Grundstücksgesellschaft „Trave“ modernisiert seit Jahresbeginn 128 Wohnungen in der Schönböckener Straße. Erstmals wird dabei die serielle Fertigung von Fassadenteilen eingesetzt. „Das ist ein Meilenstein für uns“, sagt „Trave“-Chef Matthias Rasch, „wahrscheinlich wird diese Technik zum ersten Mal in Schleswig-Holstein eingesetzt.“

Die Grundstücksgesellschaft hat Anfang 2025 mit der umfassenden Sanierung ihrer vier Blöcke aus den 1960er Jahren in der Schönböckener Straße begonnen. Zunächst mit dem ersten Bauabschnitt und den Gebäuden 84/84a und 86/86a. Der zweite Bauabschnitt mit den Gebäuden 80/80a und 82/82a startet Mitte Juni 2025.

Insgesamt werden 120 Wohnungen für rund 25 Millionen Euro rundum neu gestaltet. Die Gebäude werden komplett entkernt. In den einzelnen Wohnungen werden zeitgemäße Grundrisse geschaffen, Zuschnitte verändert und Wände versetzt. So entsteht ein ganz neuer Wohnungsmix. „Wir bieten künftig auch Fünfzimmer-Wohnungen an, die es vorher nicht gab“, sagt der „Trave“-Chef.

Die Fassaden in Holzrahmenbauweise werden in vier Wochen in einer Werkshalle der Firma Stamer gefertigt und innerhalb von einer Woche vor die alte Fassade gesetzt. „Wir sparen drei bis sechs Monate Bauzeit ein“, schätzt der zweite „Trave“-Geschäftsführer Sebastian Weist.

Da die Gebäude in der Schönböckener Straße alle gleich seien, „macht serielles Bauen Sinn“, sagt die Architektin Insa Schröder-Ropeter, „eine vorgefertigte Fassade kann schnell angebracht werden. Wir bauen schneller und mit höherer Qualität.“

Auf jedem Gebäude entsteht eine Photovoltaik-Anlage. Die Blöcke werden an eine Fernwärmeleitung angeschlossen, die die Stadtwerke gerade bauen und die auch die „Musikerhöfe“ versorgen wird. Die Leitung werde von der „Trave“ mitfinanziert, sagt Matthias Rasch. Fünf Millionen Euro Förderung gibt es für diese klimapolitische Maßnahme vom Bund.

Die „Trave“ hat erhebliche Fördermittel abgegriffen, um hier bezahlbaren Wohnraum auch nach der Modernisierung anbieten zu können. 14,25 Millionen Euro wurden vom Land überwiesen, davon 5,75 Millionen Euro als Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Bei einer Baustellenbesichtigung mit dem Kieler Staatssekretär Frederik Hogrefe (CDU) warben die „Trave“-Chefs Rasch und Weist intensiv um mehr Fördermittel. „Wir haben noch eine vierstellige Zahl an sanierungsbedürftigen Gebäuden“, sagte Rasch.

84 der 120 Wohnungen sind Sozialwohnungen mit einer Miete von 6,80 Euro kalt pro Quadratmeter. Für den Bezug dieser Wohnungen ist ein Wohnberechtigungsschein erforderlich. Die frei finanzierten Wohnungen wird die „Trave“ für zehn bis 12,50 Euro pro Quadratmeter vermieten.

Die neuen Wohnungen in der Schönböckener Straße 84/84a und 86/86a sollen im August 2026 bezugsfertig sein, die Wohnungen in der Schönböckener Straße 80/80a und 82/82 im Januar 2027. Die früheren Mieter haben Ersatzwohnungen im Stadtteil bekommen. Frei werdende Wohnungen durch Umzug wurden längere Zeit nicht mehr neu vergeben. „Das war ein aufwendiges Entmietungsmanagement“, berichtet „Trave“-Chef Rasch. Die modernisierten Wohnungen kommen dann neu auf den Wohnungsmarkt. dor
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