Bei der Ostsee-Sturmflut im Herbst 2023 kam Lübeck glimpflich davon, doch das kann beim nächsten Mal anders sein. Auch Wirbelstürme könnten ein Thema werden. „Über Hurrikans macht sich in Deutschland kaum jemand Gedanken“, sagt der Bürgermeister, „aber wegen des Klimawandels müssen wir mit solchen Naturereignissen in den nächsten Jahren rechnen.“
Der stundenlange Stromausfall im Mai 2018, der weite Teile der Stadt lahmlegte, ist vielen Bürgern noch gut in Erinnerung. Als die Corona-Pandemie ausbrach, gab es auch in Lübeck einen Mangel an Masken. Für die Beschäftigten der Verwaltung gibt es mittlerweile ein Lager mit Masken.
Corona hat die Verantwortlichen auch an der Trave überrascht. „Als es losging, wusste keiner, was eine Allgemeinverfügung ist“, erinnert sich der Bürgermeister. „Wir müssen viel besser vorbereitet sein.“ Dazu zähle auch die Aufarbeitung der Pandemie, fordert Lindenau.
Der SPD-Politiker schlägt der Bürgerschaft deshalb die Gründung einer Projektgruppe vor, die innerhalb von zwei Jahren eine Bestandsaufnahme vornimmt, Stärken und Schwachstellen benennt und dann einen Plan vorlegt, wie Lübeck im Notfall reagieren kann.
Dazu zählen Alarmpläne, der Aufbau eines Zivilschutzzentrums, die Optimierung der Zusammenarbeit von Verwaltung, Feuerwehr, IT-Dienstleistern, Energieversorgern und Gesundheitswesen und der Einsatz moderner Technologien im Krisenmanagement.
Lindenau beantragt dafür vier neue Personalstellen bei der Berufsfeuerwehr und dem städtischen Bereich Digitalisierung, Organisation und Strategie (DOS) sowie Sachmittel von 120.000 Euro für Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen. Alles in allem wird das rund eine halbe Million Euro kosten.
Nicht nur Naturkatastrophen oder technische Defekte stellen die Stadt vor Herausforderungen, auch über Cyberattacken und feindliche Bedrohungen muss sich die Projektgruppe Gedanken machen. „Was passiert, wenn ein Drohnenschwarm kommt?“, fragt Jan Lindenau, „und was machen wir, wenn das Trinkwasser verseucht wird?“
Jahrzehntelang war Zivilschutz kein herausragendes Thema. Die neun Schutzbunker, die Lübeck mal hatte, wurden aufgegeben, und die 185 fest installierten Sirenen abgebaut. Beim Thema Bunker verweist der Bürgermeister auf den Bund, der das entscheiden müsse. Bei der Alarmierung setzt Lübeck auf die Nina-App und 30 mobile Sirenen, die nach und nach angeschafft werden.
Bei flächendeckenden, stundenlangen Stromausfällen werden die 22 Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren und die vier Wachen der Berufsfeuerwehr zu Anlaufstellen für die Lübeckerinnen und Lübecker. Denn telefonieren geht dann nicht mehr.
Bei der Gesundheitsversorgung sieht Lindenau die Stadt mit Uniklinikum und Sana-Kliniken gut aufgestellt. Aber der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg im vergangenen Dezember habe gezeigt, wie schnell die medizinischen Strukturen an ihre Grenzen kommen können, erklärt Jan Lindenau.