So sollen künftig die Busse zwischen Travemünde und Kücknitz fahren
Nach der Sperrung des Hafengeländes für den ÖPNV legt Lübeck ein Konzept für die Verbindung vor.

Die Linie 50 soll, so die Planung, auch künftig durch Kücknitz fahren. Travemünde steuert sie dann nicht mehr an.Foto: Lutz Roeßler
Travemünde/Lübeck. Die unverhoffte Sperrung des Skandinavienkais für den ÖPNV hat Auswirkungen auf den kommenden Busfahrplan, der ab Dezember gilt. Lübeck hat jetzt ein Konzept vorgelegt, wie die Stadt mit der Situation umgehen will. Die Politik muss noch zustimmen.

Nachdem das Busverbot für den Hafen im November bekannt geworden war, mussten Stadt und Stadtwerke mobil improvisieren. Der Ausweg: Die Busse fahren seitdem über Ivendorf und nicht mehr übers Hafengelände. Das Hafenhaus wird per Shuttlebus mit Kücknitz und Travemünde verbunden. Doch diese Lösung sollte auf ein Jahr begrenzt sein.

Nun hat die Lübecker Stadtverwaltung mehrere Varianten geprüft, wie der Busverkehr zwischen Kücknitz und Travemünde künftig organisiert werden kann. Diese wurden jetzt im Bauausschuss vorgestellt. Die Stadtverwaltung hat einen klaren Favoriten. Die Linie 50 würde dabei von Lübeck über Kücknitz zum Hafenhaus fahren und dort enden. Travemünde würde sie ab Dezember nicht mehr ansteuern. Die Anbindung des Hafenhauses ans Ostseebad würde die Ortsbuslinie 35 über die B75 übernehmen.

Die Experten der Hansestadt hatten zuvor mithilfe eines Verkehrsmodells errechnet, dass bei dieser Variante die Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen moderat seien. „Diese Lösung ist die beste, um die Konflikte zu lösen“, sagte Stadtplaner Christian Stolte im Bauausschuss.

Denn davon gab es mehrere. Die Umleitung der Busse über Ivendorf hatte Protest der Anwohner wegen des zusätzlichen Verkehrs ausgelöst. Für den Ort wäre es eine Entlastung, wenn die Linie 50 nicht mehr über Ivendorf fährt und die 35 außen herumgeführt wird.

Die meisten Fahrgäste wollen vom Hafenhaus aus in Richtung Kücknitz und Lübeck fahren, haben Befragungen ergeben. Aber auch den Travemündern ist die Anbindung wichtig, weil sich im Hafenhaus eine Arztpraxis befindet.

Genau dieser Punkt bereitet der Stadtverwaltung Bauchschmerzen. „Die Kosten allein für den vorgeschlagenen Linienweg der Linie 35 zum Hafenhaus werden auf knapp 400.000 Euro pro Jahr geschätzt“, schreibt die Stadt an die Politiker. Aus planerischer und monetärer Sicht wäre es wünschenswert, „wenn die Praxis räumlich näher an ihre Travemünder Patienten heranrücken würde“.

Die Linien 30 und 40 würden, so das Konzept, weiterhin auf dem bisherigen Linienweg verkehren und als Schnellbusse Lübeck und Travemünde miteinander verbinden. Mit der vorgeschlagenen Lösung könnte auch der Zehn-Minuten-Takt zwischen Lübeck und Kücknitz aufrechterhalten werden.

„Doch wie kommen Schulkinder aus Travemünde zum Schulzentrum in Kücknitz, wenn die Linie 50 wegfällt?“, wollte Oliver Prieur (CDU) im Bauausschuss wissen. „Es ist ein Nachteil für die Schulen, wenn es keine vernünftigen Anbindungen gibt.“

Die 50 sei die am wenigsten attraktive Verbindung zwischen Travemünde und Kücknitz, erläuterte Christian Stolte. Es werde angestrebt, mehr Sonderfahrten für Schüler anzubieten. Bislang gibt es sie vor der ersten und nach der sechsten Stunde.

Künftig will die Stadt mittags zusätzliche Sonderfahrten einführen, sodass auch zu anderen Zeiten eine direkte Verbindung besteht. Darüber hinaus bleibe die Möglichkeit, die Linien 30 und 40 bis zur Solmitzstraße zu nutzen und den Rest zu Fuß zu gehen, sagt der Stadtplaner.

Ganz neue Optionen für den Busverkehr würden sich ergeben, falls eine von der Politik seit langem geforderte zweite Ortszufahrt für Travemünde gebaut wird. Etliche Varianten wurden bereits geprüft und verworfen. Eine Machbarkeitsstudie hat jetzt zwei weitere untersucht. Eine davon hält die Stadtverwaltung für realisierbar.

Die künftige Straße würde auf westlicher Seite parallel zu den Bahnschienen verlaufen. Laut Stadt ist sie die einzige Variante ohne wesentliche Konflikte mit Wohnbebauung, Hafen oder Naturschutz. Die Straße würde einen schnellen Linienweg für die Busse zwischen Kücknitz und Travemünde ermöglichen. Zugleich würde Ivendorf entlastet.

Das Vorhaben wäre aber baulich komplex, so die Stadt. Sie rechnet mit Kosten in Höhe von rund 47 Millionen Euro. „Auch hier muss infrage gestellt werden, ob der zu erwartende Nutzen in angemessenem Verhältnis zu den Kosten steht“, schreibt die Verwaltung in der Beschlussvorlage.

Und es gibt ein weiteres Problem. Die Variante würde in einem kleinen Teil die für einen Solarpark bei Ivendorf vorgesehene Fläche tangieren. „Ich sehe keinen Konflikt. Das ist heilbar“, sagte Stadtplaner Christian Stolte im Bauausschuss. Die Straße müsste nur leicht überplant und im Bereich des Solarparks auf die Ivendorfer Landstraße verschwenkt werden.

Beschlossen ist jedoch noch nichts. Die Politiker hatten noch Beratungsbedarf und vertagten das Thema auf die nächste Sitzung Anfang Mai. hvs
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