Die E-Mail hat viele Landwege-Mitglieder aufgeschreckt. Am Abend des 15. April teilte die Genossenschaft ihren Teilhabern mit, dass ein Sanierungsverfahren eingeleitet worden sei. „Um das Unternehmen gefestigt in die Zukunft zu führen, bedarf es einer umfassenden Restrukturierung“, ist in der E-Mail zu lesen. Gleich für den nächsten Abend lud Landwege seine Mitglieder zu einer digitalen Infostunde ein.
„Hinter uns liegen drei konjunkturschwache Jahre“, erklärt Landwege-Vorständin Tina Andres. Den Ukraine-Krieg, die Inflation in Deutschland sowie die Verbraucherverunsicherung hätte auch das Unternehmen deutlich registriert. „Wir haben die Kaufzurückhaltung der Kunden gespürt“, ergänzt Andres. Zudem hätte es in diesem Zuge „einige relevante Anteilskündigungen“ der Mitglieder gegeben. Das würde ebenfalls negativ zu Buche schlagen.
Zwar hätte es zuletzt in den vier Lübecker Filialen wieder Umsatzzuwächse gegeben, das Geschäft in Bad Schwartau hätte sich aber nicht gut entwickelt, sagt die Vorständin. Deshalb soll diese Filiale geschlossen werden. Wann genau das sein wird, steht laut Andres noch nicht fest.
In Lübeck funktionieren Themen wie „Bio“ und „Nachhaltigkeit“ offenbar besser als in Bad Schwartau. „Wir sind deshalb ganz bewusst in den Sanierungsprozess gegangen“, sagt Andres.
Das Wort „Sanierung“ ist den Landwege-Verantwortlichen dabei wichtig. Zwar handele es sich rein formal um ein Insolvenzverfahren, erklärt Andres. Ziel der Restrukturierung sei es aber, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. „Unsere oberste Priorität ist es, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und verlässliche Zukunftsaussichten für unsere Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner zu schaffen.“
Dafür hätte Landwege „tragfähige Pläne“ entwickelt. „Wir schauen derzeit sehr stark auf unsere internen Prozesse“, sagt Vorständin. Das tue dem Unternehmen, aber auch den Mitarbeitenden gut. „Wir gehen mit sehr vielen Visionen und mit Freude in diesen Prozess.“ Die vielleicht wichtigste Botschaft: „Die Fortführung des Geschäftsbetriebes ist sichergestellt“, erklärt Landwege-Vorstand Klaus Lorenzen. Für den Sanierungsprozess hat sich das Unternehmen Fachleute ins Boot geholt. Betriebswirtschaftlich beraten wird Landwege vom Unternehmen Digital CFO aus dem hessischen Solms. Die Firma nennt sich selbst „Die Unternehmensstabilisierer“.
Rechtliche Unterstützung holt sich die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft von der Rechtsanwaltskanzlei Brinkmann und Partner aus Hamburg. Das Gericht bestellte den Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus von Boege, Rohde, Luebbehuesen zum Sachwalter.
„Wir erhalten von unseren Mitgliedern Reaktionen von großer Loyalität“, erläutert Tina Andres die Resonanz auf die überraschende Nachricht. Es seien vor allem rechtliche Fragen, die die Anteilsnehmer derzeit bewegen würden. Allen voran die Frage: Sind meine Landwege-Anteile sicher? „Ja, die Anteile sind gesichert“, erklärt Andres. Niemand müsse sich sorgen.
„Unser Weiterbestehen steht nicht infrage“, sagt die Landwege-Vorständin. Landwege-Kunden in Lübeck müssen sich indes auf keine Neuerungen einstellen. „In unseren Lübecker Filialen wird sich gar nichts ändern“, heißt es.