Das Land will den Verkehr über die neue Hinterlandanbindung abwickeln. Und das ist noch nicht alles. Für den Bau einer Lärmschutzwand will die Bahn die alte Trasse nördlich von Haffkrug unterbrechen und zurückbauen. „Die Kappung untergräbt die Entwicklungsperspektive der Regio-S-Bahn“, sagt Lübecks Verkehrswendebeauftragter Michael Stödter.
Die Hansestadt Lübeck befürchtet, dass auf der neuen Trasse nur noch halb so viele Fahrgäste unterwegs sein werden wie auf der alten – und viele Menschen auf das Auto umsteigen. Lübeck beruft sich dabei auf Studien der IHK und des Kreises Ostholstein von 2018 und auf die Ergebnisse eines eigenen Verkehrsmodells von 2023. „Das Land nimmt das sehenden Auges in Kauf“, sagt Michael Stödter.
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hat seine ablehnende Haltung gerade erst in einer Videoschalte mit den betroffenen Ostholsteiner Gemeinden bekräftigt. „Das Land wird keinen Verkehr auf der alten Bäderbahntrasse bestellen oder finanzieren. Das haben wir klargemacht“, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Ein Erhalt sei nicht sinnvoll.
Derweil liegt ein Kompromissvorschlag aus Scharbeutz auf dem Tisch. Die Bäderbahn soll demnach erhalten bleiben, aber hinter dem Bahnhof Scharbeutz und der B432 auf die neue Trasse verschwenkt werden. Etwas weiter nördlich geht es dann wieder zurück auf die alte Bäderbahn.
Durch diese Lösung blieben die Bahnhöfe in Timmendorfer Strand und Scharbeutz am Netz. Der alte Bahnhof in Haffkrug entfiele, aber an der neuen Station wäre ein Umstieg von der Bäderbahn auf die Hinterlandanbindung möglich. Lübeck ist offen für diesen Kompromissvorschlag.
Die Bahn allerdings nicht. „Dann müssten wir komplett umplanen. Das würde uns um Jahre zurückwerfen“, sagt Sprecher Peter Mantik. Das sei Zeit, „die wir nicht haben“. Denn die Hinterlandanbindung muss 2029 fertig sein. Außerdem sei die Bahn sehr skeptisch, ob die Kompromissvariante überhaupt genehmigungsfähig sei – sie führe nämlich durch ein Schutzgebiet.
Aktuell wird eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Gemeinde Timmendorfer Strand erstellt, an der sich die Hansestadt Lübeck beteiligt. Dort werden Alternativen zur Bäderbahn untersucht – wie Busverkehr oder ein Pendelzug von Ratekau an die Küste. Dann wird deren Wirtschaftlichkeit mit der der Bäderbahn verglichen. „Wir hoffen, dass damit die Blockadehaltung des Landes aufgeweicht werden kann“, sagt Michael Stödter. Die Studie soll Anfang 2026 vorliegen.
Das Architekturforum Lübeck und der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) machen sich derweil für ein Planungsmoratorium stark. „Wir fordern dazu auf, absehbaren Schaden an der Entwicklung der Region abzuwenden“, sagt BDA-Landesvorsitzender Rainer Steffens.
Wichtige bahnbetriebliche und stadtplanerische Aspekte hätten bisher keine ausreichende Berücksichtigung gefunden, heißt es im Aufruf. Dazu zählen die Initiatoren unter anderem die Störung des freien Blicks auf die Lübecker Altstadtsilhouette durch Lärmschutzwände, die Auswirkungen auf das Entwicklungsgebiet Schlachthof/Roddenkoppel, die verschlechterte Zufahrt zur Teerhofinsel und „die zum Teil unzureichende Reaktion auf die Beeinträchtigung des Wohlergehens“ von Menschen, die an der Bahnlinie leben.