Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Urintests. „Die EU-Kommission hat unter 13.000 geförderten Innovationen die sogenannte Proteomanalyse als Schlüsseltechnologie ausgewiesen. Sie erlaubt die frühe und genaue Erkennung des Prostatakrebses und die Bestimmung seiner Aggressivität – allein anhand einer Urinprobe, die wichtige krankheitsspezifische Informationen enthält“, sagt Prof. Axel Merseburger, Chef der Lübecker Uni-Urologie. Zur Erklärung: Die Gesamtheit aller Proteine in einem Organismus wird auch als Proteom bezeichnet.
Invasive Diagnostikmethoden wie Biopsien sollen weitgehend überflüssig werden. Bislang werden diese bei Patienten durchgeführt, bei denen eine Magnetresonanztomografie keine eindeutige Diagnose erbracht hat. Allerdings liegt nur in 16 Prozent dieser Fälle ein bösartiger Tumor vor. Während der Projektlaufzeit bis August 2028 sollen außerdem mithilfe KI-gestützter Modelle bis zu 68 Wirkstoffkandidaten gegen aggressive Prostatakrebserkrankungen getestet werden.
„Unser Projekt begegnet einem der größten Probleme in der Behandlung von Prostatakrebs: der Überdiagnose und -therapie von langsam wachsenden Tumoren bei gleichzeitig unzureichender Behandlung aggressiver Formen. Studien zeigen, dass bis zu 90 Prozent der Prostatakarzinome übertherapiert werden – mit entsprechend belastenden Folgen für die Patienten“, sagt Privat-Dozentin Dr. Marie Christine Roesch, Oberärztin und Ärztliche Leitung des Forschungslabors Urologie in Lübeck.
Pro Jahr erhalten etwa 1,4 Millionen Männer weltweit die Diagnose Prostatakrebs. In fast 45 Prozent der Fälle handelt es sich um langsam wachsende Krebsformen mit guter Prognose. Gleichzeitig ist Prostatakrebs im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium schwer zu behandeln und nicht heilbar.