Das jedenfalls ist die Idee von Benjamin Brandt, der nun hier seinen dritten Automaten-Kiosk in der Lübecker Innenstadt und den vierten im Raum Lübeck eröffnet hat. Er heißt „Beibedarf“ und ist in gelb-grünem Retro-Design gestaltet. Dieser Laden hat einen Bruder gleichen Namens in der Poststraße in Timmendorf. Zwei weitere Selbstbedienungs-Läden in der Königstraße und der Breiten Straße heißen „TakeSpace“ und wirken in dunklen Farben, mit Schwarzlicht und Airhockey-Tisch futuristisch. Sie sind alle neu, der erste Automaten-Kiosk Lübecks eröffnete im Januar.
In den Spiralen der Automaten stecken Getränkedosen und -Flaschen, Süßigkeiten, Halal-Artikel, Chips und mit Alternsnachweis erhältliche E-Zigaretten. Ein Automat hat auch „Mystery Packs“ für zehn Euro. In den weißen Tüten stecken elektronische Überraschung-Gadgets, „mit etwas Glück ist eine Smartwatch darin“, sagt Brandt.
Bezahlt werden kann mit Karte, Kleingeld oder Scheinen bis 20 Euro und bald auch mit Apple Pay und Google Pay. Die Preise sind niedriger als in Tankstellen und höher als im Discounter.
In den beiden TakeSpace-Läden lassen sich außerdem Hygieneartikel aus dem Automaten ziehen. In der Breiten Straße gibt es 600 Artikel zur Auswahl, in der Fleischhauerstraße 300. Das Sortiment ist bisher vor allem auf Schüler zugeschnitten.
Die Idee kam einem Freund von Brandt, als er mit seinem Sohn in der Notaufnahme der Sana-Klinik warten musste, erzählt Brandt. „Da gab es nichts zu essen und zu trinken. Also haben wir dort einen Automaten aufgestellt“. Der Freund ist inzwischen sein Investor, er selbst Geschäftsführer eines Start-ups, das sie wegen des Beginns in der Klinik „Medico Care GmbH“ nannten.
Jürgen und Sandra, zwei Innenstadtbewohner aus der Hüxstraße, schauen neugierig herein. „Ein neuer Laden, schön“, sagen sie. „Wir sind allerdings mehr die Hofladen-Kunden. Wir brauchen manchmal abends Butter oder Eier“.
Genau dahin soll sich das Sortiment der „Beibedarf“-Läden entwickeln, sagt Brandt. „Ich kenne den Betreiber desSelbstbedienungs-Hofladens in der Kronsforder Alleegut. Am liebsten würde ich einen Bioladen eröffnen“.Neben Frischware will er künftig auch regionale Produkte wie Marzipan und Müsliriegel von Brüggen und den Schwartauer Werken anbieten, „und man kann sich eine Spirale zum Verkaufen eigener Produkte mieten“. Wem etwas fehlt, der kann es künftig per SMS bei ihm ordern. Außerdem prüft er gerade, ob er auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente anbieten darf. Im Nebenraum ist eine DHL-Selbstbedienungsstation für Pakete geplant.
Um die Automaten-Läden rund um die Uhr und auch am Wochenende öffnen zu dürfen, ist Brandt gerade im Gespräch mit der Stadt. Das wird wahrscheinlich kein Problem sein: Nach einem aktuellen Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts fallen die Automatenkioske nicht unter das Ladenschlussgesetz.
Mit seinen Läden möchte der gelernte Einzelhandelskaufmann dem Sterben des Einzelhandels etwas entgegensetzen. „Die Leute kaufen im Internet, das verändert die Stadt. Und die Supermarktketten müssen sehr viel Personal vorhalten, um bis 23 Uhr öffnen zu können“. Deswegen ist er sich sicher: „Wir sind die Nahversorger der Zukunft“.