Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 45.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.
„Wir müssen die Entwicklung weiter intensiv verfolgen“, sagt Cord-Eric Lubinski, Leiter der DAK-Landesvertretung in Schleswig-Holstein. „Wichtig sind eine Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten wie Scharlach und das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln – von der Nord- bis zur Ostsee, von der dänischen Grenze bis zur Elbe.“
Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren, die im Norden aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um rund 429 Prozent. Wurden 2022 noch 8,1 Fälle je 1.000 Kinder von Ärztinnen und Ärzten dokumentiert, so waren es 2023 42,9 Fälle je 1.000 Kinder. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit in Schleswig-Holstein 2023 den höchsten Stand seit fünf Jahren. Besonders betroffen waren 10- bis 14-jährige Schulkinder: In dieser Altersgruppe haben sich die Infektionen mehr als versechsfacht (plus 536 Prozent).
„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen. Das sehen wir am Beispiel Scharlach. Das kindliche Immunsystem braucht ‚physiologische‘ Infekte genau wie das ‚soziale Immunsystem‘. Von zentraler Bedeutung ist die Arzneimittelversorgung: Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin.“