„Die Leerstände findet wohl niemand gut“, meint Lena Modrow (38), PR-Beraterin aus Lübeck, die in der Innenstadt wohnt. „Vor allem das geschlossene Karstadt fällt auf.“ Bestimmte Dinge habe sie in der City nur dort zuverlässig bekommen, etwa bestimmte Glühbirnen oder Küchenartikel. „Jetzt bestelle ich die im Internet.“
Für Jörg Partzanka (65), Rentner aus Lübeck, sind die Leerstände auch Folge der vielen Baustellen. „Wenn die Läden in der Innenstadt alle dicht machen, braucht man sich nicht zu wundern.“ Er steht vor einer geschlossenen Boutique in der Breiten Straße und schüttelt mit Blick auf das verklebte Schaufenster verständnislos den Kopf. „Die Geschäftsleute können sich bei Bürgermeister Jan Lindenau bedanken.“
Tom Frey (47) ist aus Braunschweig und nutzt den Besuch in Lübeck, um durch die Fußgängerzone zu bummeln. „Man sieht schon den einen oder anderen geschlossenen Laden“, sagt er. „Aber besonders auffällig ist es nicht. Anderswo ist es schlimmer.“ Für ihn zum Beispiel in Braunschweig. „Da haben wir auch ein riesiges, leeres Galeria Kaufhof-Gebäude und keiner weiß, was damit geschehen soll.“
Susanne Kamin (59) wohnt in der Hüxstraße. „Na ja, wenn hier ein Geschäft leer steht, kommt in dieser Straße meist bald ein neuer Inhaber“, schätzt sie. „Aber die leeren Karstadt-Häuser sehen schon gruselig aus.“
„Hauptsache es kommen keine großen Ketten und eröffnen in der Hüxstraße Filialen“, hofft Norbert Biel vom Vorstand des Weltladens in der Altstadt-Einkaufsstraße. „Das würde hier nicht reinpassen.“ Das Einkaufen in der Hüxstraße dürfe nicht langweilig werden. „Außer Schmuckläden und Restaurants müssen noch andere Sachen da sein, die zum Umsehen einladen.“ So habe ein Geschäft für Wohnaccessoires leider geschlossen, das schwer zu ersetzen sei.
„Der Umsatz ist schon zurückgegangen“, stellt Heidemarie Monsky (58) von Romeo und Julia in der Hüxstraße fest. „Da sind wir nicht die einzigen.“
Die Frequenz der Besucher in der Innenstadt nehme spürbar ab, bestätigt Jürgen Ziegenbein von der Goldschmiede Das kleine KRA in der Breiten Straße. „Speziell samstags, aber auch generell außerhalb der Sommerferienzeit.“ In diesem Jahr sei es aber aus seiner Sicht wieder etwas besser geworden. „Die Karstadt-Schließung war eine Zäsur, aber sie hat keine besondere Veränderung bewirkt“, stellt er seine Sichtweise dar.
Zwar sei die Stadt Lübeck bemüht, neue Betreiber für leere Geschäfte zu finden, das aber sei ein zweischneidiges Schwert, merkt Sybille Frey an, die in der früheren Hirsch-Apotheke in der Hüxstraße den Laden Goldener Hirsch für Kunsthandwerk betreibt. Vor vier Jahren sei die Idee zur neuen Nutzung der Apotheke entstanden, berichtet Frey. „Das war in der Corona-Zeit. Alle Märkte waren für unsere Branche weggebrochen und so kam es zu dieser Initiative.“ Ein Pop-up-Laden im eigentlichen Sinn sei der Goldene Hirsch aber nicht.
Sie sehe es auch mit einer gewissen Skepsis, wenn die Stadt nun andere Geschäfte mit ihrem Konzept „Übergangsraum“ fördere. So entstehe voraussichtlich subventionierte Konkurrenz. „Das wird spannend.“