Acht Grad, Nieselregen – es ist typisch lübsches Novemberwetter und wahrlich kein Morgen, an dem Mann gerne lange an einer Bushaltestelle steht. Wer derzeit vom Burgfeld in Richtung Innenstadt fahren möchte, wartet mitunter ganz schön lange. Denn die Linien, die die Strecke eigentlich bedienen, tun das gerade nicht mehr. Sie kommen nicht über die gesperrte obere Beckergrube und fahren deshalb Umleitungen über die Falkenstraße und die Wahmstraße.
Anke und Robert Oldorp wissen das. Zielstrebig steuert das Ehepaar aus Karlshof deshalb einen schwarzen Sprinter eines Lübecker Taxiunternehmens an, der vor dem Kiosk am Gustav-Radbruch-Platz wartet. Die Oldorps wissen: Das ist der Shuttle-Bus, der nun statt der großen Busse in Richtung Beckergrube fährt. Denn die Oldorps haben diesen Service schon genutzt. Andere Fahrgäste aber wissen das nicht. Denn kein Schild weist am Burgfeld auf diesen neuen Service hin.Irmgard Schock geht es wie vielen. Die Rentnerin hat an diesem unfreundlichen Morgen einen Arzt-Termin in der Königstraße. Wie sie dahin kommen soll, weiß sie nicht. „Der Fahrer des Busses, der mich zum Burgfeld gebracht hat, hat mir nichts vom Shuttle-Service gesagt“, sagt sie. Fast wäre die ältere Dame deshalb vom Burgfeld zu Fuß in die Stadt gegangen. „Am Bussteig sagte mir dann jemand, dass es da einen Shuttle-Service gibt.“ Nach einigem Suchen steigt sie schließlich zu Anke und Robert Oldorp in den Taxi-Kleinbus.
In dem Sprinter sitzt außerdem noch eine ältere Dame. Aus den Lautsprechern donnert Rap-Musik. Gar nicht mal so leise. Ohne Ansage, ohne Hallo, startet der Fahrer den Wagen und fährt in Richtung Burgtor. Die Oldorps wollen noch ein bisschen durch die Stadt bummeln, bevor sie den Bus nehmen, der sie weiter an die Lübecker Bucht bringt. Das Aussteigen in der Breiten Straße aber gestaltet sich schwierig. Denn der Sitz lässt sich nicht nach vorne klappen. „Können Sie bitte mal helfen?“, fragen die Oldorps den Fahrer. Der rollt kurz mit den Augen, hilft dann aber doch – und schickt noch eine Ansage hinterher: „Das nächste Mal machen Sie das bitte alleine.“
„Es ist gut, dass es diesen Service gibt“, findet Anke Oldorp. Beim Service und der Auffindbarkeit aber gebe es noch Luft nach oben, sagt die Lübeckerin. „Eine Beschilderung ist vorgesehen und wird erfolgen“, verspricht Negar Etminan von der Stadtwerke-Gruppe. Wie der Service angenommen wird, wie viele Menschen täglich den Shuttle-Bus nutzen, dazu gibt es noch keine Angaben. „Die Zahlen liegen noch nicht vor, da der Service erst seit zwei Wochen angeboten wird“, sagt die Stadtwerke-Sprecherin.
Bekannt sind allerdings die Kosten des Service. 350.000 Euro pro Jahr soll der Transport kosten. Der FDP und der CDU ist das zu teuer. In der Haushaltsdebatte der Bürgerschaft haben die Fraktionen deshalb vorgeschlagen, den Service wieder einzustellen und stattdessen Busse durch die Fischergrube zu lotsen. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Shuttle-Bus rollt daher weiter. Kostenlos, und nur in Richtung Innenstadt. Aber er rollt.