Das ist nicht der Fall, klärt die Stadt Lübeck auf LN-Nachfrage auf. „Risse unter Rissbreite von 0,2 mm sind unschädlich“, so Pressesprecherin Nicole Dorel. Baumängel an der neuen Bahnhofsbrücke liegen demnach keineswegs vor. Dorel weiter: „Bei diesen kleinen Rissen ist auch kein schädlicher Wassereintrag in das Bauwerk zu befürchten. In diesem Fall handelt es sich um Netzrisse, die beim Aushärten des Betons entstanden sind.“
Ohnehin sei es ein Mythos, Beton ohne Risse herstellen zu können, betont Dorel. Jedes Betonbauteil verfüge bei näherer Betrachtung über Risse. Im Einzelfall komme es auf die Ursache, Länge und Breite sowie die Lage an. „Es gilt die Aussage: Stahlbeton muss reißen, damit er funktioniert.“ Die Bauverwaltung stehe mit der Baufirma im engen Kontakt, erklärt Dorel. Noch sei die Baumaßnahme der neuen Bahnhofsbrücke nicht abgenommen, somit auch nicht abgeschlossen.
Bei der Abnahme werden die unschädlichen Risse kein Thema sein: „Da es sich nicht um einen Mangel handelt, werden auch keine Nachbesserungen notwendig beziehungsweise können diese auch nicht gefordert werden“, sagt Dorel. Die Stadt gehe von keiner Schadenserweiterung aus.Auch bei der Possehlbrücke erwiesen sich feine Risse in den neuen Gehwegen nach der Fertigstellung im Jahr 2021 als unbedenklich.Vier Jahre betrug die Bauzeit der Bahnhofsbrücke, der Neubau kostete rund 36,4 Millionen Euro. Erst vergangenen Monat wurde der Brücken-Neubau feierlich eröffnet. In Erinnerung geblieben ist dabei auch das Marzipan-Gate rund um den Papierbrückenwettbewerb.Bei dem Kinderwettbewerb sollten Schülerinnen und Schüler selbstgebastelte Brücken einreichen und neben einem Preisgeld so viel Marzipan gewinnen, wie ihre Brücken tragen konnten. Kurzzeitig wurde diese Gewinnaussicht seitens der Stadt zurückgezogen. Nach einigen Beschwerden und mit Unterstützung des Marzipan-Herstellers Niederegger erhielten die Gewinner letztlich doch eine Marzipan-Belohnung.